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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 201

1867 - Rostock : Hirsch
201 rifa gegangen und haben mit geringen Ausnahmen den Norden zum Ziel erwählt. Einen eigenen Namen hat das in Nordamerika nun entstandende Volk noch nicht. Denn der Name „Yankee" (spr. Yänki), der ursprünglich den Bewohnern von Neu-England gegeben wurde, dient weniger als Name, denn als Bezeichnung des Tadelnswerten, das im Charakter des Nordamerikaners liegt. Zwischen der nördlichen und südlichen Bevölkerung besteht ein gewaltiger Unterschied. Im Norden herrscht mehr Fleiß, Betrieb- samkeit, Handel und Gewerbthätigkeit; aber die Menschen sind berechnend, kalt, herzlos und schlau. Das Leben würde in Er- werben und Verdienen aufgehen, wenn nicht der Sonntag mit sei- ner strengen Feier gebieterisch Ruhe verlangte. Im Süden wird im ganzen nur Landbau getrieben; auf den Plantagen wird na- mentlich Zucker, Reis und Baumwolle gewonnen. Der Südlän- der hat mehr Gemüth, ist gastfrei und tapferer, als der Rechen- meister des Nordens, der gerne die Deutschen für sich in den Krieg schickt. Aber im Süden herrschte bisher Sklaverei und trug das Ihrige dazu bei, die Leute heftig und herrschsüchtig und träge zu machen. Weil man es von Jugend aus nicht anders gewohnt war, als daß die Neger alle und jede Arbeit verrichteten, so ist der Südländer in eine solche Nichtsthuerei gerathen, daß man scherzhaft sagt, er würde seinen Sklaven auch das Essen überlassen, wenn es ■—— ihm selbst nicht zu gut schmeckte. Die Urbewohner, die Indianer, sind zum großen Theil aus- gerottet; der Rest ist ganz nach Westen gedrängt worden. Leben und Sitten des Hauses. Im häuslichen und geselligen Leben hat der Amerikaner viel Seltsamkeiten an sich, die in unsern Augen nicht lobenswerth er- scheinen können. Beim Grüßen nimmt er seinen Hut nicht ab; in Gastzimmern behält er ihn auf dem Kopfe; beim Sitzen legt er die Beine ungescheut auf Tische, Schränke und Stullehnen, ohne sich um die Leute zu bekümmern, die sich um ihn befinden. Es ist nichts Ungewöhnliches, dort einen Menschen zu sehen, der sich über mehrere Stühle hingelegt hat, während andere vergebens nach einem Platz suchen, oder angesehene Männer zu treffen, die Taback kauen und mit rechter Fertigkeit von Zeit zu Zeit die braune Jauche ellenweit ins Zimmer hineinspritzen und die Kleider ande- rer Leute damit besudeln. Das halten sie für Freiheit. Im Grunde aber ist es doch weiter nichts, als ungezügelte Roheit. Die Ehe braucht nicht kirchlich eingesegnet zu werden. Wenn zwei Leute sich heirathen wollen, gehen sie zu einem Notar und geben ihm ihre Absicht kund. Dann werden sie in ein Register getragen, und — die Ehe ist fertig. Die Kindererziehung ist
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