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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 204

1867 - Rostock : Hirsch
204 Eben so ist für die öffentliche Sicherheit in Amerika nicht son- derlich gesorgt. Ganze Scharen von Betrügern und Raufbolden, die sich förmlich in Klassen theilen, streifen durch die Straßen der großen Städte, fallen Menschen an iinb berauben sie am Hellen Tage. Eine ganze Bande von Faullenzern lebt in New-Jork da- von, daß sie die ankommenden Auswanderer betrügen. Streitig- keiten enden oft mit Mord, ohne daß sich eine Seele darum beküm- mert. Daher gehen viele nie anders als wohlbewaffnet aus dem Hause. Wenn ein Verbrechen vorzuliegen scheint und die Polizei nicht zur Hand ist, hält das Volk auf der Stelle Gericht. Ist der angebliche Verbrecher für schuldig erkannt, so wird er am nächsten Baum erhenkt, nachdem er nur Zeit behalten, ein Vater Unser zu beten und kurze Anordnungen für sein Haus und seine Familie zu treffen. Dies Gericht, Lynch (spr. Lüntsch) genannt, dient wahrlich nicht dazu, den Glauben an die Gerechtigkeit der Nordamerikaner wesentlich zu stärken. Der Sonntag wird in Amerika so strenge gefeiert, daß die von uns dorthin Ausgewanderten in der Regel nicht genug zu prei- sen wissen, daß der Mensch dort doch einen Sonntag habe. Alles ruht; keiner strickt einmal oder spielt Klavier. Den Kindern wer- den die Spielsachen weggenommen. Man geht zwei bis dreimal zur Kirche und hält daneben noch Hausandachten. Kein Volk auf der Erde bringt für die Mission und andere kirchliche Zwecke so viele Beiträge zusammen, als die Nordamerikaner. Alle möglichen Kirchen und Sekten bestehen neben einander; aber keine erhält zur Erhaltung ihres Kirchenwesens die geringste Unterstützung aus öf- fentlichen Kassen. In den Regierungsschulen wird kein Religions- unterricht ertheilt; denn die Schulen sollen nur das geben, was nützlich ist, um Geld zu verdienen. Die Zucht in denselben ist über die Maßen schlecht. Die Lutheraner können sich mit solchem Un- wesen am wenigsten befreunden; darum legen sie, wenn sie irgend dazu im Stande sind, Kirchspielsschulen an, die ganz wie unsre Schulen eingerichtet sind. Die Prairien. Die Prairien sind die ausgedehnten Grasebenen zwischen demmissi- sippi und dem Felsengebirge, welche Deutschland fünfmal an Größe über- treffen und zum Theil eine außerordentliche Fruchtbarkeit besitzen. Prairien von mittlerer Güte bedürfen, wenn sie umgebrochen werden, in den ersten 20 Jahren keinen Dung; der gute Boden giebt 80 Jahre lang ergiebige Ernten, ohne daß er auch nur eine Spur von Dung begehrt. Der Boden der Prairien hat nur kleine, wellenartige Erhöhungen und ist überall mit Blumen und ellenhohem Grase bedeckt. In der Hitze des Sommers verdorrt die Menge des Grases und sinkt matt auf die Seite. Geräth dann die Prairie in Brand, so stürmt die feurige Gluth wirbelnd über die endlose
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