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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 212

1867 - Rostock : Hirsch
212 Um die Eingebornen hat man sich lange Zeit gar nicht weiter bekümmert. Als man erkannte , wie verkommen und thierisch sie waren , redete man sich ein, der liebe Gott habe dort ein ganzes Geschlecht von Blödsinnigen geschaffen, das sich von den Thieren nicht sonderlich unterscheide. Deshalb dachte keine Seele daran, diesen armen Menschen das Evangelium zu predigen; im Gegentheil übte man ohne Gewissensbisse alles denkbare Unrecht gegen sie aus. Man nahm ihnen ihre geringe Habe, machte sie zu Knechten und misshandelte sie zum Vergnügen. Was Wunder , wenn die Eiügebornen Hass auf die Weissen warfen und einzelne, wo sie sie fassen konnten , überfielen und mordeten! Zur Rache begannen die Weissen einen wahren Vernichtungskampf gegen die Schwarzen. Jährlich zogen Scharen von Kolonisten in den Wald auf die Men- schenjagd und kamen zuletzt so weit, dass dieselbe ein Vergnügen wurde, zu welchem Freunde einander einluden. Wahrhaft viehische Grausamkeit wurde begangen. Einst traf ein Trupp Weisser auf eine Schar von etwa dreissig Männern , Frauen und Kindern , die ohne Ahnung einer Gefahr im Walde lagerten. Sie wurden zusam- mengebunden und mit Peitschen fortgetrieben, bis man einen freien Platz fand, wo sie alle nach der Reihe mit kaltem Blute gemordet wurden. Das ist geschehen im Jahre 1839. Als der englische Statthalter die Schandthat entdeckte , verurtheilte er die Anführer zum Tode, war aber bei dem Spruch seines eigenen Lebens kaum sicher. Die Versuche verschiedener Missionare, den Papuas das Evan- gelium zu bringen , scheiterten zum Theil an der Stumpfheit der Heiden, zum grossem Theil an dem Hass und der Feinds»haft der Christen. Die Schwierigkeiten nahmen zu, als die Gier nach Gold Tausende aus der ganzen Welt nach Australien lockte. Wohin der wüste Zug ging , zog Mord und Todschlag und Zuchtlosigkeit mit. Alle Arbeit der Missionare vermochte nichts gegen den Hass der zuchtlosen Goldgräber, die in den Missionaren ihre gebornen Feinde sahen. Die Mission musste unter Thränen aufgegeben werden, weil Christen dem Werke feindlich entgegenstanden. indessen konnte die Christenheit die Schande nicht auf sich sitzen lassen. Im Jahre 1858 hat die Brüdergemeinde das Werk wieder aufgenommen und von neuem Missionare zu den Papuas gesandt. Gott gebe seinen Segen , dass die Christenheit auch dort gut mache , was sie ver- brochen hat!
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