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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 236

1867 - Rostock : Hirsch
236 Boden auf; der Sturm heulte schauerlich durch den Wald und riß große Bäume mit der Wurzel aus der Erde; die Feinde umschwärm- ten das Heer und griffen es unaufhörlich an. Unter unsäglichen Beschwerden gelangte Varus bis in den Teutoburger Wald. Hier sah er sich plötzlich umzingelt und von allen Seiten angegriffen. Drei Tage ititb drei Nächte lang kämpfte er mit seinem ermatteten Heere muthvoll gegen die Feinde imb die Elemente an. Als er sieht, daß alles verloren und nirgends eine Hoffnung zur Rettung zu entdecken ist, stößt er sich in Verzweiflung das Schwert in die Brust, um nicht lebend in die Hände der Deutschen zu fallen. Nur wenigen von dem Heere gelang es, zu entfliehen und die Trauer- kunde an den Rhein zu bringen. Die meisten wurden auf der Stelle niedergehauen. Von den Gefangenen wurden einige den Göttern geopfert, andere zu niedriger Knechtschaft verurtheilt. In Rom brachte die Nachricht von der erlittenen Niederlage solchen Schreck hervor, daß man die siegreichen Deutschen in jedem Augenblick vor den Thoren zu sehen fürchtete und Augustus selbst wie besinnungs- los im Zimmer umherlief und schrie: „Varus, Varus, gieb mir meiue Legionen wieder!" Aber die Deutschen erschienen nicht. Sie wollten nicht erobern, sondern nur ihr Land von den Fremden be- freien und waren zufrieden, daß sie wieder ungestört nach heidni- scher Sitte in ihren Wäldern leben durften. Sechs Jahre darauf drang von neuem ein römisches Heer bis in den Teutoburger Wald. Mit Entsetzen sah man die gebleichten Gebeine, die dort in großer Zahl umherlagen. Tief erschüttert bestatteten di» Römer die Reste ihrer gefallenen Brüder und zogen sich dann eilig an den Rhein zurück; deuu Hermann kam mit seinen Scharen heran, um den verhaßten Fremdlingen das Schicksal des Varus zu bereiten. Seit dieser Zeit haben die Römer wohl noch einzelne Züge nach Deutschland unternommen; aber festen Fuß haben sie über Donau und Rhein hinaus nicht fassen können. Der größte Theil unseres Vaterlandes blieb frei. Und das hat einen Gewinn gebracht, der uns bis heute zu gute kommt. Überall, wo die Römer herrschten, suchten sie ihre Sprache und ihre Sitten einzubürgern. Ein ähnlicher Versuch war in Deutschland in vollem Gange. Durch den Sieg des Hermann über Varus ist die Gefahr abgewandt und deutsche Sprache und deutsche Art uns erhalten worden. Die erhalte Gott unserm Volke bis in die fernste Zeit! Über das folgende Leben Hermanns ist wenig bekannt. Seine Frau Thusnelda flel den Römern in die Hände und soll ihr Leben lang in Knechtschaft gehalten worden sein. Hermann aber hat durch die Hand seiner eigenen Verwandten den Tod gefunden. In den Gesängen wurde er noch lange von seinem Volke gepriesen.
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