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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 237

1867 - Rostock : Hirsch
237 So. Der Ausbruch «los Vesuv unter Kaiser Titus. Kaiser Titus , der von 79—81 regierte, hatte ein gütiges und menschenfreundliches Herz und fand seine Lust daran , andern wohlzu- thun. Unter seiner kurzen, aber segensreichen Regierung wurde Italien von vielen und schweren Unglücksfällen heimgesucht. Eine Feuersbrunst wüthete'drei Tage lang in Rom; eine Pest raffte Tausende hinweg; ein Erdbeben verwüstete Calabrien, und der gleichzeitige Ausbruch des Vesuv begrub drei Städte in den Schoss der Erde. Am 24. August 79 stieg plötzlich aus dem Krater des Vesuv eine schwarze Wolke auf und breitete sich oben aus , wie die ungeheure Krone eines riesigen Baumstammes. Dazwischen loderten helle Flammen zum Himmel empor, und feurige Ströme ergossen sich von der Höhe in die Tiefe. Bald senkte sich die Wolke zur Erde und schüttete Dampf, Asche und Bimstein meilenweit über das Land aus. So weit der Aschen- regen reichte, wurde der Tag in schwarze Nacht verwandelt. Werfliehen konnte , floh von dem Orte des Entsetzens. Aber in der Finsterniss wussten die Menschen nicht, wohin sie sich wenden sollten. Kinder wurden von ihren Eltern , Frauen von ihren Männern , Schwestern von ihren Brüdern getrennt und suchten einander mit Schreien und Jammern. Verzweiflung kam über die Armen; denn drei Tage lang dauerte die grausige Finsterniss. Es schien , als sollte die Welt zu Grunde gehen. Als endlich die Sonne mit bleichem Scheine wieder durchbrach , konnte man erst das Verderben ermessen, das die arme Gegend getroffen hatte. Weit und breit war der Boden mit Asche und Steinen bedeckt; die ganze Oberfläche war verändert, drei Städte, Herkulanum, Pompeji und Stahiä, mit Asche und Lava so gänzlich überschüttet, dass mau kaum die Stätte kannte , wo sie begraben lagen. Der menschenfreundliche Kaiser verkaufte seine Kostbarkeiten , um den Geflüchteten zu helfen, die nichts als das nackte Lehen gerettet hatten. Mehr denn anderthalb Jahrtausende gingen vorüber; das verwüstete Erdreich wurde wieder bebaut; neue Ortschaften erhoben sich; die Spu- ren des entsetzlichen Ereignisses schwanden und mit ihnen die Erinne- rung der Menschen. In alten Schriften las man wohl, dass drei Städte untergegangen seien; aber keiner wusste den Ort anzugehen, wo sie ge- standen hatten. Da stiess man im Jahre 1711 beim Graben eines Brun- nens tief unter der Erde auf ein Haus. Verwundert grub man weiter; Haus an Haus kam zum Vorschein. Die Inschriften der Häuser und andre Zeichen liessen keinen Zweifel; das alte Herkulanum war wieder aufgefunden. Man hätte gern weiter gegraben ; aber das wollte sich nicht machen lassen. Die Schicht von Erde, Asche und harter Lava, durch welche man sich durcharbeiten musste, ist fünfzig Fuss mächtig. Dazu steht gerade über dem verschütteten Orte das jetzige Portici. Man hätte eine ganze Stadt abbrechen müssen, hätte man die untergegangene Stadt wiederum ans Licht bringen wollen. Aus diesem Grunde ist von Herku- lanum bis jetzt nur ein sehr kleiner Theil aufgedeckt. Im Jahre 1748 wurde von einem Bauern heim Umgraben seines Fel- des Pompeji entdeckt. Hier war die Arbeit leichter. Denn die Stadt war nicht mit Lava, sondern nur mit Asche überschüttet, die nur einige h uss über die Spitzen der Dächer sich erhebt. Da ist denn wacker ge- arbeitet und ein grosser Theil der Stadt ganz bloss gelegt, dass Gottes Sonne die Häuser wieder bescheint und die Menschen durch das Thor eingehen, wie zu jedem andern Orte. Sobald man aber in das Thor tritt, ist es, als ob man mit einem Schritt 2000 Jahre rückwärts gegangen ist;
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