1867 -
Rostock
: Hirsch
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
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Strassen, Häuser, Gerätlie und alle Einrichtungen sind unverändert so,
wie die Menschen sie vor 2000 Jahren verlassen haben. Die Häuser sind
meistens klein und unansehnlich , ohne Fenster und erhalten ihr Licht
durch Thüren oder Luken. Aber im Innern sind sie prächtig eingerichtet.
Selbst in Handwerkerhäusern, die man.an den Geräthschaften erkennt,
sind die Wände mit Gemälden versehen und die Fussböden aus* bunten
Marmorsteinen gefertigt. Im ganzen hat man nicht sehr viele Skelette
gefunden. Also müssen die Einwohner dieser vom Vesuv ziemlich fernen
Stadt zum grossen Theile Zeit gehabt haben, zu entfliehen. Doch sind
auch manche vom Verderben ergriffen worden. Am Thore stand das
Gerippe der Schildwache noch mit den Waffen in der Hand ; in der Nähe
lag ein Gerippe, das Geld in einem Beutel trug; ein weibliches Gerippe
Lass an einem Arbeitstische und hatte ein Knäuel Garn vor sich liegen;
das Gerippe einer Frau hielt ein kleines Kind in den Armen , während
ihr zur Seite zwei etwas grössere Kinder lagen , die sich umschlungen
hielten. Das grösste Haus liegt in der Vorstadt und muss einem reichen
Manne gehört haben ; denn alles in demselben ist prächtig und kostbar.
In dem luftigen, schön gewölbten Keller aber hatte man einen schauer-
lichen Anblick. Da lag ein weibliches Skelett mit goldenem Halsband
und goldenen Armringen , zwei Kindergerippe daneben und sechszehn
grössere umher. Es war die Herrin des Hauses, die mit ihren Kindern
und Dienern Schutz im Keller gesucht hatte und dort jämmerlich umge-
kommen war.
Die in Pompeji gefundenen Geräthe , Schmuck- und Kunstsachen
hat man herausgenommen und in die grossen Städte Europas geschickt,
wo sie in Museen aufgestellt und für jedermann zu sehen sind. Dort
liegen sie in grossen Haufen: Lampen und Leuchter, Schlüssel und
Ringe, Gelasse und Geräthe der verschiedensten Art aus Bronze und
gebranntem Thon , alles zierlich und nett, ein Zeichen , wie freundlich
die Römer ihre Umgebung auszustatten verstanden haben.
21. Von den alten Deutschen.
Zu der Zeit, als Kaiser Augustus über das römische Reich
Herrschte, mar Deutscht au d noch ein rauhes und uuwrrthliches
Land, das den Fremden keinerlei Annehmlichkeiten darbieten konnte.
Ungeheure Wälder zogeii sich von einem Ende zum andern; Sümpfe
und Moraste bedeckten den Boden; Flüsse uiid Seen hatten Über-
fluß an Wasser; kalte, dicke Nebel erfühlen die Luft. Zur Nahrung
lieferte der Wald Beeren, eßbare Wurzeln und holzichres Obft; der
Acker trug Hafer und Gerste; die ausgedehnten Werden gaben ein
herrliches Futter für zahlreiche Rinderherden; Jagd und Fischerei
lieferten überreichlichen Ertrag. Aber mit Wölfen und Auerochsen
mar nicht zu spaßeil, und die Bären waren ebenfalls gefährliche
Gegner.
Unsere Vorfahren stammen non den Ariern ab, welche in
unvordenklichen Zeiten nach Nord-Indien gezogen waren und dort
mehrere große Reiche gegründet hatten. Aus unbekannten Ursachen
sonderte sich non diesen etwa um die Zeit, da Moses die Kinder
Israel durch die Wüste führte, ein Stamm ab, zog weiter und