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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 239

1867 - Rostock : Hirsch
239 weiter nach Nord-Westen und breitete sich über die Donauländer, Deutschland, Schweden, Dänemark und Holland aus. Diese große Völkerschicht heißt der g erm an is ch e St amm. Zn demselben gehörten die Gothen, Sueven, Sachsen, Franken und mehrere andere, die sich wiederum in eine zahllose Menge von Völkern und Stäm- men zerspalteten. „Deutsche" gab es damals noch nicht,— der Name ist erst später aufgekommen — doch benennt man der Kürze wegen oft diejenigen Germanen, welche innerhalb des jetzigen Deutschlands wohnten, mit diesem uns geläufigen Namen. Die Germanen waren ein starkes, kühnes Volk, das im Kampfe mit den wilden Thieren und der rauhen Natur täglich seine Kraft stählte. Der Krieg war ihre Lust. Gab es im Lande nichts zu kämpfen, so zogen sie in die Fremde und verdingten sich um Sold. Im Felde waren ihnen keine Strapazen zu groß, kein Un- gemach zu schwer. Ariovist rühmte sich gegen Cäsar, daß ferne Truppen in mehreren Jahren nicht unter Dach und Fach gewesen wären. Im Frieden jedoch liebten sie nichts nrehr als die träge Ruhe und konnten Tage lang aus einem Bärenfelle liegen, ohne etwas anderes zu thun, als zu essen oder zu schlafen. Die Frauen trugen ernen Nock von selöstbereiteter Leinewand; die Männer hüllten sich in Thierfelle, an welchen das Kopfstück sammt Hörnern, Ohren und geöffnetem Nachen sitzen geblieben war. Die Germanen harten blaue Augen uiib goldgelbes Haar. Letzteres wuröe eine Zeit lang so beliebt bei den Römerinnen, daß sie sich helles Haar ans Deutschland kommen und daraus ihren Kopfputz machen ließen. Die Deutschen galten als ein treues, ehrliches und keusches Volk. Die Che hielten sie heilig. Ihre Fehler waren der Hang zum Saufen und zum Spielen. Hallen sie all das Ihrige verspielt, so setzten sie ihre Freiheit zunr Pfande und ergaben sich, wenn sie verloren, willig zu leibeigenen Knechten. Die Religion der Germanen war von der Lichtreligion der Arier zu einem ernsten Naturdienst herabgesunken. Über dem Weltall stand der unsichtbare Allfadur, d. i. Vater aller Götter, unter ihm zwölf größere Götter mit Wodan, dem Gott der Hel- den, an der Spitze, und eine Menge geringerer Gottheiten. Thor oder Donar schleuderte den Donnerkeil aus den Wolken. Hertha war die Göttin der mütterlichen, fruchtbaren Erde-und hatte ihren Hauptsitz auf Rügen. Frepa schützte das häusliche Wohlsein und die rühmlose, ruhige Arbeit des Alltagslebens. Die verstorbenen Helden kamen zu Wodan in Walhalla, die Feigen und Treu- losen in das Reich der Hela, die Sklaven, die keinen Beruf zur Tapferkeit hatten, aber darum nicht gestraft werden konnten, in das Reich der Frepa. Die Götter wurden in heiligen Hainen auf den Höhen verehrt. Der Mondwechsel bestimmte die Zeit der Opfer.
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