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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 248

1867 - Rostock : Hirsch
248 Und ritt erst sachte durch den Tann, Den Vater nicht zu wecken. Und als er kam zur Felsenwand, Da sprach der Ries mit Lachen: „Was will doch dieser kleine Fant Auf solchem Rosse machen? Sein Schwert ist zwier so lang als er, Vom Rosse zieht ihn schier der Speer, Der Schild will ihn erdrücken." Jung Roland rief: „Wohlauf zum Streit! Dich reuet noch dein Necken; Hab ich die Tartsche lang und breit, Kann sie mich besser decken; Ein kleiner Mann, ein großes Pserd, Ein kurzer Arm, ein langes Schwert, Muß eins dem andern helfen." Der Riese mit der Stange schlug, Auslangend in die Weite; Jung Roland schwenkte schnell genug Sein Roß noch auf die Seite; Die Lanz er auf den Riesen schwang; Doch von dem Wundcrschilde sprang Auf Roland sie zurücke. Jung Roland nahm in großer Hast Das Schwert in beide Hände; Der Riese nach dem seinen faßt, Er war zu unbehende: Mit flinkem Hiebe schlug Roland Ihm unterm Schild die linke Hand, Daß Hand und Schild entrollten. Dem Niesen schwand der Muth dahin, Wie ihm der Schild entrissen; Das Kleinod, das ihm Kraft verliehn, Mußt er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach; Doch Roland in das Knie ihn stach, Daß er zu Boden stürzte. Roland ihn bei den Haaren griff, Hieb ihm das Haupt herunter; Ein großer Strom von Blute lief Ins tiefe Thal hinunter; Und aus des Todten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach Und freute sich am Glanze. Dann barg ers unterm Kleide gut Und ging zu einem Quelle; Da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle. Zurücke ritt der jung Roland, Dahin, wo er den Vater fand Noch schlafend bei der Eiche. Er legt sich an des Vaters Seit, Vom Schlafe selbst bezwungen, Bis in der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen: „Wach auf, wach auf, mein Sohn Roland! Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand, Daß wir den Riesen suchen!" Sie stiegen auf und eilten sehr, Zu schweifen in der Wilde. Roland ritt hinterm Vater her Mit dessen Speer und Schilde; Sie kamen bald zu jener Statt, Wo Roland jüngst gestritten hätt, Der Riese lag im Blute. Roland kaum seinen Augen glaubt, Als nicht mehr war zu schauen Die linke Hand, dazu das Haupt, So er ihm abgehauen, Nicht mehr des Riesen Schwert und Speer, Auch nicht sein Schild und Harnisch mehr, Nur Rumpf und blutge Glieder. Milon besah den großen Rumpf: „Was ist das für'ne Leiche? Man sieht noch am zerhaunen Stumpf, Wie mächtig war die Eiche. Das ist der Riese! frag ich mehr? Verschlafen hab ich Sieg und Ehr; Drum muß ich ewig trauern! — Zn Aachen vor dem Schlosse stund Der König Karl gar bange: „Sind meine Helden auch gesund? Sie weilen allzu lange. Doch seh ich recht, auf Königswort! So reitet Herzog Heimon dort, Des Riesen Haupt am Speere. Herr Heimon ritt in trübem Muth, Und mit gesenktem Spieße Legt er dashaupt, besprengt mit Blut, Deul König vor die Füße: „Ich fand den Kopf im wilden Hag, Und fünfzig Schritte weiter lag Des Riesen Rumpf am Boden. Bald auch der Erzbischof Turpin Den Riesenhandschuh brachte, Die ungefüge Hand noch drin. Er zog sie aus und lachte: „Das ist ein schön Reliquienstück,
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