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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 278

1867 - Rostock : Hirsch
278 Da faßt der Greis ein Messer und spricht kein Wort dabei und schneidet zwischen beiden das Tafeltuch entzwei. 45. Kaiser Nudolfs Nitt zum Grabe. Auf der Burg zu Germersheim, stark am Geist, am Leibe schwach, Sitzt der greise Kaiser Rudolf, spielend das gewohnte Schach. Und er spricht: „Ihr guten Meister, Ärzte! sagt mir ohne Zagen: Wann aus dem zerbrochnen Leib wird der Geist zu Gott getragen?" Und die Meister sprechen: „Herr, wohl noch heut erscheint die Stunde." Freundlich lächelnd spricht der Greis: „Meister, Dank für diese Kunde!" „Auf nach Speier! auf nach Speier!" ruft er, als das Spiel geendet: „Wo so mancher deutsche Held liegt begraben, seis vollendet! Blast die Hörner! bringt das Roß, das mich oft zur Schlacht getragen!" Zaudernd stehn die Diener all: doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" Und das Schlachtroß wird gebracht: „Richt zum Kampf, zum ewgenfrieden," Spricht er, „trage, treuer Freund, jetzt den Herrn, den lebensmüden!" Weinend steht der Diener Schar, als der Greis auf hohem Rosse, Rechts und links ein Kapellan, zieht, halb Leiche, au§ dein Schlosse. Trauernd neigt des Schlosseslinde vor ihm ihre Äste nieder, Vögel, die in ihrer Hut, singen wehmuthsvolle Lieder. Mancher eilt des Wegs daher, der gehört die bange Sage, Sieht des Helden sterbend Bild und bricht aus in laute Klage Aber nur von Himmelslust spricht der Greis mit jeneu Zweien, Lächelnd blickt sein Angesicht, als ritt er zur Lust im Maien, Von dem hohen Dom zu Speier hört man dumpf die Glocken schallen. Ritter, Bürger, zarte Frauen weinend ihn: entgegen wallen. In den hohen Kaisersaal ist er rasch noch eingetreten: Sitzend dort auf goldnem Stuhl, hört man für das Volk ihn beten. „Reichet mir den Heilgen Leib!" spricht er dann mit bleichem Munde; Drauf verjüngt sich sein Gesicht um die mitlernächtge Stunde. Da auf einmal wird der Saal hell von übernrdschem Lichte, — Und verschieden sitzt der Held, Himmelsruh im Angesichte. Glocken dürfens nicht verkünden, Boten nicht zur Leiche bieten: Alle Herzen längs des Rheins fühlen, daß der Held verschieden. Rach dem Dome strömt das Volk, schwarz, unzähligen Gewimmels; Der empfing des Helden Leib, seinen Geist der Dom des Himmels. 46. Von etlichen großen Erfindungen. Als das Mittelalter seinem Ende entgegen ging, wttrden im westlichen Europa mehrere große Erfindungen gemacht, welche all- mählich das Leben der Völker von Grund ans umgestalteten und die Zustände herbeiführen halfen, die nod) jetzt unter uns bestehen. Dahin gehören: 1. die Erfindung des Kompasses. Die alten Völker haben die Schifffahrt wohl gekannt und fleißig getrieben; aber sie hielten sich, so viel wie möglich, irr der Nähe der Küsten und wagten sich nicht in die ofiene See hinaus; denit sie hatten keinen andern Wegweiser durch das große Meer, als die Sterne des Himmels. Sobald Nebel oder Regen ihnen den Anblick derselben entzogen, wußten sie sich nicht zu helfen, noch zu rathen. Dies dauerte so
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