Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 294

1867 - Rostock : Hirsch
294 schwerem Herzen entschloß er sich, seinen berühmten Feldherrn zu entlassen und dessen Scharen aufzulösen. Wallenstein aber begab sich ruhig auf seine Güter. Er wußte wohl, daß früh genug die Zeck kommen würde, da man ihn werde wieder suchen und bittend an seine Thür klopfen müssen. 34. Gustav Advlf. Als die Sache der Protestanten in Deutschland so schlecht stand, daß vor Menschenaugen keine Rettung mehr zu finden war, kam vom Auslande her die ersehnte Hülfe gegen die Gewaltthätigkeiten des Papstes und des Kaisers. Gustav Adolf, König von Schwe- den, hatte lange das Elend seiner Glaubensbrüder in Deutschland mit blutendem Herzen angesehen, ohne daß er es für gebo- ten gehalten hätte, sich in die innern Kämpfe eines fremden Landes einzumischen. Jetzt konnte er nicht länger den ruhigen Zuschauer abgeben; denn er sah klar, wenn das Evangelium in Deutschland unterdrückt sein werde, müsse das übrige Europa über kurz oder lang nachfolgen. Dazu kam, daß der Kaiser ihn mehrfach schwer beleidigt, auch seinen Feinden, den Polen, Hülfe geschickt und seine Neffen, die Herzoge von Mecklenburg, aus ihrem Lande verjagt hatte. Dies und noch manches andere bewog den Schwe- denkönig, nach Deutschland zu gehen, um seinen Glaubensbrüdern Hiilfe in der Noth zu bringen. Leider ließ er sich, weil er sich gegen den Kaiser zu schwach dünkte, mit dem Könige von Frankreich in ein Bündniß ein. Und dieser, obwohl er in seinem eigenen Lande die Protestanten blutig verfolgte, ging willig auf den schwedischen Vorschlag ein und versprach Geld und alle sonstige Hülfe, bloß um aus den Wirren in Deutschland Vortheil für sich zu ziehen. Mit 15,000 Mann segelte Gustav Adolf ab und landete im Juni 1630 an der pommerschen Küste. Sobald er den Fuß ans Ufer ge- setzt hatte, kniete er andächtig nieder, dankte Gott für die glückliche Überfahrt und erflehte für seinen ferneren Weg Segen und Beistand von oben. Gustav Adolf hatte ein ganz deutsches Ansehen, kräftigen Wuchs, blondes Haar, blaue Augen und ein freundliches, einnehmendes Wesen. Während der hagere Wallenstein mit dem bleichen Gesicht und dem finstern Ernst abschreckte, entzückte Gustav jedermann durch seine Leutseligkeit und Freundlichkeit. Er besaß raschen Verstand und tiefe Frömmigkeit; seine Rede war witzig, aber herzlich und ohne Bitterkeit; seine Tapferkeit wurde von Freund und Feind anerkannt. In Deutschland erregte die Ankunft Gustav Adolfs mehr Schreck, als Freude. Die Protestanten waren so gewaltig eingeschüchtert, daß sie gleich an die Rache des Kaisers dachten, die nun von neuem sie treffen werde. Auch mochte es manchem nicht unbedenklich er- scheinen!, daß der Kampf der Deutschen durch einen Fremden ent- schieden werden solle. Genug, nur Magdeburg und einige wenige kleine Fürsten, die nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen hatten, wie die vertriebenen Herzoge von Mecklenburg, schlossen sich dem Schwedenkönige an; alle größern protestantischen Fürsten hielten sich vorsichtig von ihm zurück. Indessen sollte die Ansicht der Deutschen sich bald ändern. Gustav Adolf trieb die Kaiserlichen wie im Fluge aus Pommern und Mecklenburg. Die Feinde waren
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer