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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 301

1867 - Rostock : Hirsch
301 gingen viele andere Greuel, an die man nicht denken kann , ohne dass sich das Herz im Leibe umkehrt. Die Schweden haben den traurigen Ruhm, eine eigene Art von Marter erfunden zu haben. Sie gossen den Leuten Mistjauche in den Mund , bis der Leib dick aufgeschwollen war, und traten dann mit den Füssen auf den Magen, dass die Jauche wieder zum Munde hinauslaufen musste. Das Angstgeschrei des armen Opfers wurde mit teuflischem Hohn beantwortet. Es war, als ob die Menschen das menschliche Herz verloren und ein Tigerherz dafür bekommen hätten. ©fl. I5er westfälische Friede. Bereits seit dem Jahre 1636, als Sachsen mit dem Kaiser sich aus- söhnte, hatte man daran gearbeitet, Frieden zu machen; aber die Be- mühungen waren ohne Erfolg geblieben. Erst im Jahre 1645 begannen ernstlich gemeinte Verhandlungen. Sie dauerten drei volle Jahre und führten im Oktober 1648 zu dem „westfälischen Frieden“, der in zwei westfälischen Städten , in Osnabrück mit den Schweden und in Münster mit den Franzosen, abgeschlossen wurde. Aber was für ein Friede war das! Das schöne Eisass wurde vom deutschen Reiche abge- rissen und den Franzosen gegeben. Der Kaiser hätte dies wohl verhin- dern können, wenn er gegen Schweden etwas willfähriger gewesen wäre; aber er wollte lieber den katholischen Franzosen , als den protestan- tischen Schweden nachgeben. Vorpommern, Rügen und Wismar wurde an Schweden abgetreten. Die deutschen Fürsten wurden durch geistliche Stiftungen entschädigt; so erhielten die mecklenburgischen Herzoge die Bisthümer Schwerin und Ratzeburg. Auch wurde ihnen die Landeshoheit, die sie in Wirklichkeit schon lange besessen hatten, jetzt schriftlich und rechtlich zuerkannt. Über die Religion wurde festgesetzt, dass die Lutheraner und Reformirten gleiche Rechte mit den Katholiken haben sollten. Also endete der dreissigjährige Krieg, der unglücklichste, den unser Volk je geführt hat. Deutschland bot einen erschütternden Anblick dar. Zwei Drittheile seiner Einwohner waren umgekommen, Städte verwüstet, Dörfer von dem Erdboden verschwunden. Die heimkehrenden Krieger konnten oft die Stätte nicht wieder finden, wo ihr Heimathsort gestanden hatte; denn Wälder waren über den Trümmern aufgeschlagen, und Wölfe hausten dort, wo einst die Kinder fröhlich gespielt hatten. Insonderheit ist unser engeres Vaterland entsetzlich mitgenommen worden. Bis Wallenstein einrückte , war Mecklenburg von den Drang- salen des Krieges ziemlich verschont geblieben. Unter dem Regiment des Friedländers wurden starke Contributionen und grosse Lieferungen verlangt; über willkürliche Grausamkeiten aber hörte man selten klagen. In den folgenden Jahren hatte Mecklenburg die fortwährenden Durch- märsche der Schweden zu tragen. Mehrmals zogen Theurung und bös- artige Krankheiten mit den Heeren durchs Land. Das alles mochte traurig genug sein , war aber erst der Vorläufer des Elends , das noch kommen sollte. In den Jahren 1634 bis 1638 schlugen sich die Schweden und die Kaiserlichen in Mecklenburg. Bald wurden jene bis zur Ostsee, bald diese bis in Brandenburg hinein zurückgedrängt. Wer auch der Sieger war, er behandelte Mecklenburg als ein erobertes Land und suchte das letzte bisschen Saft herauszupressen, wenn vielleicht der Vorgänger noch einen Tropfen zurückgelassen hatte. An Bestellung der Saaten war nicht zu denken; denn Korn und Vieh war beides geraubt. Die Landbewohner flohen scharenweise in die Städte, weil sie dort eher
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