1867 -
Rostock
: Hirsch
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
von da ans Indien zti bedrohen. Napoleon sollte den Zug führen.
Die Vorbereitungen wurden in aller Stille gemacht. Dennoch be-
kamen die Engländer Kunde davon , so dass sie eine Flotte unter
Admiral Nelson nach dem mittelländischen Meere sandten, welche
den Franzosen den Weg verlegen sollte , sobald sie sich sehen
liessen. Aber Bonaparte verstand seine Sache. Mit vierhundert
Schilfen und 30,000 Mann Soldaten segelte er in aller Stille ab
und nahm seinen Weg so heimlich , dass er in Ägypten ankam,
ohne dass die Engländer das Geringste davon gemerkt hatten.
Alexandrien wurde mit Sturm genommen. Von da ging es durch
eine beschwerliche Wüste nach Kairo. In der Nähe der Pyramiden
wurden die Mamelucken, die Macht der ägyptischen Sultane, in
einer grossen Schlacht vernichtet.
So weit war alles über Erwarten geglückt; aber nun schien
die Sache bedenklicher zu werden. Nelson fand die französische
Flotte im Hafen von Abukir und zerstörte sie gänzlich. Nur
vier Schiffe entrannen dem Verderben. Dazu drang ein türkisches
Heer durch Kleinasien heran, um die Eindringlinge aus Ägypten zu
vertreiben. Napoleon zog über die Landenge von Suez den neuen
Feinden entgegen und legte sich vor die Festung Akre. Achtmal
liess er Sturm laufen, wurde aber immer abgeschlagen. Ohne seinen
Zweck erreicht zu haben , kehrte er nach Ägypten zurück. Die
Türken folgten ihm zwar dahin , wurden aber in offenem Felde mit
leichter Mühe vernichtet. Zu Wasser waren die Franzosen geschla-
gen ; zu Lande konnte ihnen keiner etwas anhaben.
8s. Napoleon wir«? liaäser.
Während in Ägypten alles über Erwarten glücklich ging, nahm
in Europa die Sache eine andre Wendung. Die französische Repu-
blik war, weil sie überall siegte, immer herrschsüchtiger aufgetreten
und hatte nach einander Holland, die Schweiz, die Lombardei und
andre Länder in Republiken umgewandelt, die den Namen hatten,
dass sie frei wären , in Wirklichkeit aber von den Franzosen ab-
hingen. Dies Treiben wurde den andern Mächten denn doch zu
arg. England, Östreich und Russland vereinigten sich und ergriffen
von neuem die Waffen. Der Anfang des Krieges war günstig für
die Verbündeten. Erzherzog Karl, der Bruder des Kaisers, schlug
die Franzosen in mehreren Schlachten und jagte sie aus Deutsch-
land hinaus, Östreich er und Russen unter General Suwarow säu-
berten Italien und drangen siegreich in die Schweiz ein. Überall
ging es den Franzosen schlecht. Mit der Regierung der Directoren
waren sie auch schon längere Zeit unzufrieden. Da fingen sie an,
sich nach dem Bonaparte zu seinen, dessen Ruhm durch die neue-
sten Siege sehr gewachsen war. ,,Der allein kann helfen,“ hiess
es, „wäre er doch hier!“ Und siehe, der Wunsch wurde schneller
erfüllt, als man gedacht hatte, im Oktober 1799 landete Napoleon
in Frankreich. Er hatte in Ägypten Nachricht von dem Stand der
Dinge in seinem Vaterlande erhalten , daraus erkannt, dass nun
seine Zeit gekommen war, hatte das Heer in Ägypten gelassen und
war heimlich zu Schiffe gegangen. Wie durch ein Wunder war
er abermals den Engländern, die überall aufpassten, entgangen und
glücklich in der Heimath angekommen. Mit begeistertem Jubel
wurde der glorreiche Feldherr empfangen. lu Paris war alles in