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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 337

1867 - Rostock : Hirsch
337 wurde bei Wagram, ganz in der Nähe von Aspern, gekämpft. Die Östreicher standen wie Wall und Mauern und gingen keinen Fuß breit zurück. Am zweiten Tage mußten sie aber der Übermacht weichen und sich nach Mähren zurückziehen. Ihr Muth war gebrochen. Kaiser Franz, weil niemand ihm beistand, schloß Frieden und trat abermals 2000 lhmeilen Landes mit drei Millionen Einwohnern ab. 87. Die Zeit der 9coth. Napoleon war hoch gekommen durch große Siege und herrschte als der Allgewaltige in Europa. Er vertheilte Länder und Völker nach Willkür. Holland und das nordwestliche'deutschland legte er zum französischen Reiche. Für einen seiner Brüder richtete er das neue Königreich Westfalen auf. Einen andern Bruder machte er zum Könige von Spanien, einen Schwager zum Könige von Neapel, einen Neffen zum Großherzoge von Berg. Mit den kurzen Worten: „Das Haus Iv. N. hat aufgehört zu regieren" stieß er Herrscher vom Thron und jagte Könige von Land und Leuten. Von seiner Frau Josephine, die er als General geheirathet hatte, lieh er sich scheiden, um die östreichische Kaisertochter Marie Luise zu hei- rathen. Im folgenden Jahre wurde ihm ein kleiner Prinz geboren, der schon in der Wiege den Titel: König von Rom erhielt. So weit der Arm des Gewaltigen reichte, wurden Freudenschüsse abgefeuert. Feste gegeben, Städte illuminirt. Napoleon war groß und herrlich, wie selten ein Sterblicher. In den unterjochten Ländern sah es desto trauriger aus. Die Schiffe in den Häfen verfaulten; denn der Handel lag darnieder. Das Korn sank, die Kolonialwaren stiegen im Preise. Ein Scheffel Weizen kam mit einem Pfund Zucker gleich zu stehen. Nahrungs- losigkeit war überall. Dabei die ungeheuren Lieferungen zur Ver- pflegung der Truppen! In Mecklenburg belief sich die Contribution im Jahre 1811 auf 2 Millionen Thaler. Ein großer Theil der Landleute machte Bankerott. Die Länder wimmelten von arbeitslosem Gesindel, das sich zum Theil zu Banden vereinigte und weite Strecken unsicher machte. In Mecklenburg war der Räuberhauptmann Mehl der berüchtigste. Seine Bande raubte von Pommern bis Holstein und redete eine eigene Gaunersprache, die nur ihr und ihren Hehlern bekannt war. Ihre Diebsherbergen waren besonders die Landkrüge, von denen manche bis in die dreißiger Jahre hinein einen üblen Ruf behielten. Als die Bande endlich durch Soldaten eingefangen war, gab es eine so weitläufige Untersuchung, daß eine eigene Behörde, das Kriminalgericht, eingesetzt wurde, welche in Bützow ihren Sitz haben und bei schweren Verbrechen Recht sprechen sollte. O, es sah betrübt im Vaterlande aus. Deutsche Sitte und Ordnung wurde mit Füßen getreten; Leib und Gut war dem Fremdling verkauft; elende Bursche, die gegen den Unterdrücker wedelten, wie die Hunde, kamen oben auf und sahen stolz auf ehrliche Leute herab, die ihren guten deutschen Namen nicht zu Schanden machen wollten. Aber die Zeit der Noth wurde zu einer Gnadenheimsuchung für unser Volk. Wenn die Kinder Israel den Gott ihrer Väter verlassen hatten und andern Göttern nachfolgten, so gab der Herr sie unter die Hand der Heiden, denen sie nachge- laufen waren. Wenn sie dann in ihrem Leide seufzten, so erbarmte 22
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