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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 346

1867 - Rostock : Hirsch
346 über die bedenkliche That; denn sie fürchteten den Zorn des fran- zösischen Kaisers. König Friedrich Wilhelm setzte Jork ab und forderte ihn vor ein Kriegsgericht. Tausende aber 'jubelten über den kühnen General, der seinen Kopf zum Pfande gesetzt hatte, um sein Vaterland zu retten. Nachdem der Vertrag geschlossen war, marschirten die Russen frisch ins Preußische hinein itnb jagten die Franzosen über die Weichsel zurück. In Königsberg wurden sie mit endlosem Freudengeschrei empfangen. Aus eigenem Antriebe rich- teten die Stünde in Ostpreußen eine Landesbewaffnung ein und riefen den General Jork an die Spitze. Nun konnte und wollte Friedrich Wilhelm nicht länger zögern. Er ging nach Breslau und rief die Generale Blücher, Scharnhorst, Gneisenau und andre er- fahrene Leute dahin, um ihren Rath zu hören. Dann schloß er einen Bund mit dem russischen Kaiser, kündigte Napoleon den Krieg ml und rief sein ganzes Volk auf, daß es die Waffen ergreife zum entscheidenden Kampfe. Zwanzig Jahre lang war Deutschland mit dem Pflug der Leiden gepflügt; jetzt ging die Leidenssaat auf. Aus allen Ständen strömten die Männer scharenweise zu den Waffen. Die Landstraßen waren mit jungen Leuten bedeckt, welche zu den Sammelplätzen eilten. Die Universitäten wurden leer. In vier Monaten war das Heer von 42,000 auf 260,000 Mann angewachsen. Ähnliches bat die Welt nicht wieder gesehen. Der erste deutsche Fürst, der es wagte, dem Beispiele des Königs von Preußen zu folgen, war der Herzog Friedrich Franz von Mecklenburg. Am 25. März sagte er sich von Frankreich los und rief sein Volk zu den Waffen. Wie iit Preußen, so ging es auch hier: aus allen Ständen eilten die jungen Leute zu den Fahnen. Aber die öffentlichen Kassen waren leer und wollten nicht so viel hergeben, daß alle ausgerüstet werden konnten, wie sichs gehört. Deshalb wurden alle, welche die Mittel besaßen, aufgefordert, selbst für ihre Waffen und Kleider Sorge zu tragen. Der Aufruf hatte fo günstigen Erfolg, daß bereits am 1. Mai 600 Fußjäger und 600 reitende Jäger versammelt waren, welche ihre Ausrüstung voll- ständig aus eigenen Mitteln beschafft hatten. Diejenigen, welche unter die Linie traten, erhielten alles geliefert, was sie bedurften. Als die ganze Rüstung fertig war, stellte Schwerin ein Bataillon Garde zu 600 Mann unter Obrist von Both, ein Regiment Musketiere zu 800 Mann unter dem Generalmajor von Fallois, ein Regiment reitende Jäger von 600 Mann unter Oberst von Müller, ein Regiment Fußjäger von 600 Mann unter Graf von der Osten Sacken, vier kleine Kanonen unter Lieutenant von Rhein. -—- Der Herzog Karl von Strelitz sagte sich am 30.März vom Rheinbünde los und rief an demselben Tage die streitbare Jugend seines Volkes zu den Waffen. Es meldeten sich so viele Freiwillige, daß an 200 zurücktreten mußten, die dann im preußischen Heere Dienste nahmen. Ein Husarenregiment von 500 Mann wurde aufgerichtet und ganz durch freiwillige Beiträge ausgerüstet. Der Anführer desselben war der Oberstlieutenant von Marburg. Ganz unwillkürlich wurden überall uralte deutsche Einrichtungen, die fast vergessen waren, wieder als zweckmäßig ins Leben gerufen. Der alte Heerbann wurde erneuert, als neben dem stehenden Heere eine „Landwehr" und ein „Landsturm" errichtet wurde. ^ Auch die alten Gefolgeführer schienen wieder aus dem Grabe aufzuerstehen.
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