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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 354

1867 - Rostock : Hirsch
354 fähige Leute. Gegen solche Tapferkeit konnte Napoleons Feldherrn- gabe nichts ausrichten. Wahrend des 17. Oktobers, der ein Sonntag war, ruhten beide Theile; Napoleon, weil er Friedensvorschläge an Kaiser Franz machte, die Verbündeten, weil sie den Zuzug frischer Trup- pen erwarteten. Blücher t>atte seine liebe Noth mit dem Kron- prinzen von Schweden. Bernadotte stand ganz in der Nähe, hielt sich aber immer hintenan, um ja nicht seine Schweden ins Feuer schicke): zu müssen. Erst am 17. Abends kam er endlich zu dev! Entschluß, daß er den folgenden Tag am Kampfe theilnehmen wolle. Am 18. früh begann nun die eigentliche Hauptschlacht. Die Truppen waren beiderseits etwas enger zusammengezogen, so daß sie sich nur noch zwei Meilen in der Breite ausdehnten. Die ver- bündeten Monarchen standen auf einer Anhöhe, von wo sie den ganzen Schlachtenkreis übersehen konnten. Ihnen gegenüber auf einern Hügel stand Napoleon. Noch lag dichter Nebel über der Gegend, als der Donner von zweitausend Kanonen losbrach und der Kampf auf allen Seiten mit Heftigkeit entbrannte. Wild tobte die Schlacht hin und her. Um jeden Fußbreit Landes wurde mit Entschlossenheit gekämpft. Die Eroberung des Dorfes Schönfeld allein kostete den Verbündeten 3000 Todte. Am schrecklichsten ging es bei dem Dorfe Probstheida her. Bald waren die Verbün- deten, bald die Franzosen Meister. Dreihundert Kanonen arbeite- ten hier gegeneinander. Berge von Leichen thürmten sich um das brennende Dorf auf. Am Nachmittage singen die Franzosen auf allen Punkten an zu weichen. Unabsehbare Züge von Marketen- dern, Wundärzten, Pulverkarren, Gepäckwagen und allem möglichen Troß und Gerüth schoben und drängten sich auf Leipzig zurück und von da weiter gegen Westen. Dann folgten Scharen von Reiterei und Garden. Es war deutlich, daß Napoleon die Schlacht verloren gab. Nun befahlen die Monarchen den Kampf um Probst- heida abzubrechen. Sie wollten das grausige Blutvergießen nicht länger dulden, als es durchaus nothwendig war. Als der Sieg entschieden war, sagt man, fielen die drei Monarchen auf ihre Kniee und dankten dem Herrn, der Recht schaffet auf Erden und thut, was die Gottesfürchtigen begehren. Am 19. Oktober wurde Leipzig, das noch von Franzosen be- setzt war, nach kurzer, aber kräftiger Gegenwehr erstürmt. In der Stadt sah es traurig aus. Die Franzosen hatten in den Tagen des Kampfes alle ihre Verwundeten dahin gebracht. Die Lazarethe waren überfüllt. Mangel und Noth und Elend waren an allen Enden. Bei dem Sturme war es wiederum so hart hergegangen, daß die Mühlen der Pleiße von Leichen verstopft wurden und das Blut in Bächen durch die Straßen floß. Der Zustand der armen Verwundeten war entsetzlich. Manche mußten zwei bis drei Tage lang im Freien liegen, ehe sie verbunden werden konnten. Es war beim besten Willen nicht möglich, für alle die Tausende so zu sor- gen, wie es Hütte sein sollen. In der Umgegend von Leipzig sah es ebenfalls schrecklich aus. Gegen dreißig Ortschaften lagen in Schutt und Trümmern. Jeder deutschehausvater aber sollte Sorge tragen, daß zu Kind und Kindeskind die lebendige Kunde dringe, was Gott in jenen Tagen an den Vätern gethan, und was die
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