1867 -
Rostock
: Hirsch
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
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fähige Leute. Gegen solche Tapferkeit konnte Napoleons Feldherrn-
gabe nichts ausrichten.
Wahrend des 17. Oktobers, der ein Sonntag war, ruhten
beide Theile; Napoleon, weil er Friedensvorschläge an Kaiser
Franz machte, die Verbündeten, weil sie den Zuzug frischer Trup-
pen erwarteten. Blücher t>atte seine liebe Noth mit dem Kron-
prinzen von Schweden. Bernadotte stand ganz in der Nähe, hielt
sich aber immer hintenan, um ja nicht seine Schweden ins Feuer
schicke): zu müssen. Erst am 17. Abends kam er endlich zu dev!
Entschluß, daß er den folgenden Tag am Kampfe theilnehmen
wolle.
Am 18. früh begann nun die eigentliche Hauptschlacht. Die
Truppen waren beiderseits etwas enger zusammengezogen, so daß
sie sich nur noch zwei Meilen in der Breite ausdehnten. Die ver-
bündeten Monarchen standen auf einer Anhöhe, von wo sie den
ganzen Schlachtenkreis übersehen konnten. Ihnen gegenüber auf
einern Hügel stand Napoleon. Noch lag dichter Nebel über der
Gegend, als der Donner von zweitausend Kanonen losbrach und
der Kampf auf allen Seiten mit Heftigkeit entbrannte. Wild tobte
die Schlacht hin und her. Um jeden Fußbreit Landes wurde mit
Entschlossenheit gekämpft. Die Eroberung des Dorfes Schönfeld
allein kostete den Verbündeten 3000 Todte. Am schrecklichsten ging
es bei dem Dorfe Probstheida her. Bald waren die Verbün-
deten, bald die Franzosen Meister. Dreihundert Kanonen arbeite-
ten hier gegeneinander. Berge von Leichen thürmten sich um das
brennende Dorf auf. Am Nachmittage singen die Franzosen auf
allen Punkten an zu weichen. Unabsehbare Züge von Marketen-
dern, Wundärzten, Pulverkarren, Gepäckwagen und allem möglichen
Troß und Gerüth schoben und drängten sich auf Leipzig zurück
und von da weiter gegen Westen. Dann folgten Scharen von
Reiterei und Garden. Es war deutlich, daß Napoleon die Schlacht
verloren gab. Nun befahlen die Monarchen den Kampf um Probst-
heida abzubrechen. Sie wollten das grausige Blutvergießen nicht
länger dulden, als es durchaus nothwendig war. Als der Sieg
entschieden war, sagt man, fielen die drei Monarchen auf ihre
Kniee und dankten dem Herrn, der Recht schaffet auf Erden und
thut, was die Gottesfürchtigen begehren.
Am 19. Oktober wurde Leipzig, das noch von Franzosen be-
setzt war, nach kurzer, aber kräftiger Gegenwehr erstürmt. In der
Stadt sah es traurig aus. Die Franzosen hatten in den Tagen
des Kampfes alle ihre Verwundeten dahin gebracht. Die Lazarethe
waren überfüllt. Mangel und Noth und Elend waren an allen
Enden. Bei dem Sturme war es wiederum so hart hergegangen,
daß die Mühlen der Pleiße von Leichen verstopft wurden und das
Blut in Bächen durch die Straßen floß. Der Zustand der armen
Verwundeten war entsetzlich. Manche mußten zwei bis drei Tage
lang im Freien liegen, ehe sie verbunden werden konnten. Es war
beim besten Willen nicht möglich, für alle die Tausende so zu sor-
gen, wie es Hütte sein sollen. In der Umgegend von Leipzig sah
es ebenfalls schrecklich aus. Gegen dreißig Ortschaften lagen in
Schutt und Trümmern. Jeder deutschehausvater aber sollte Sorge
tragen, daß zu Kind und Kindeskind die lebendige Kunde dringe,
was Gott in jenen Tagen an den Vätern gethan, und was die