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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 361

1867 - Rostock : Hirsch
361 die den weitesten Weg hatten, herangekommen waren. Napoleon aber rechnete umgekehrt, daß er die Engländer und Preußen werde vernichten können, ehe die andern zur Stelle wären. Des- halb eilte er nach Belgien und griff am 16. Juni die Preußen bei dem Dorfe Lignp an. Blücher nahm den Kampf unverzagt auf, wiewohl er bedeutend schwächer war; denn er hoffte, daß Wellington ihm zu Hülfe kommen werde. Den ganzen Tag wurde mit einer Erbitterung gekämpft, als ob jeder einzelne Mann einen Todfeind vor sich habe. Blücher selbst stürzte mit dein Pferde und war in großer Gefahr, gefangen zu werden. Kein Welling- ton erschien. Am Abend mußten sich die ermatteten Preußen zu- rückziehen. Sie hatten 12,000 Mann und die Schlacht selbst ver- loren. Zu derselben Zeit kämpfte eine kleinere Abtheilung Franzosen gegen die Engländer bei Waterloo. Dieser Angriff hatte wohl nichts weiter zu bedeuten, als daß Wellington verhindert werden sollte, den Preußen zu Hülfe zu kommen. Nach dem Siege bei Lignp brach Napoleon selbst mit dem größten Theile seines Heeres nach Waterloo auf, um die stolzen Engländer mit einem einzigen Schlage zu zermalmen. Wellington sah das Ungewitter heran- ziehen und erkannte deutlich, daß er der furchtbaren Macht nicht gewachsen war. Er schickte deshalb einen Boten an Blücher und ließ ihm sagen, er werde angreifen, falls jener ihm einige Trup- pen zu Hülfe senden wolle. Blücher, der Heldengreis, der eben eine Schlacht verloren hatte und noch große Schmerzen in Folge des Sturzes mit dem Pferde litt, antwortete unbedenklich: „Nicht mit einigen Truppen, sondern mit dem ganzen Heere werde ich kommen." Am 18. Juni begann die Schlacht. Napoleon stand auf einem Hügel und schaute mit Siegesgewißheit der blutigen Arbeit gu. Aber ganz leichten Kaufes, das sah er bald ein, sollte er den Triumph nicht erringen. Ein Regiment nach dem andern schickte er ins Feuer: es wurde von den kaltblütigen Engländern mit blutigen Köpfen zurückgewiesen. Wie ein Gewittersturm brauste seine schwere Kavallerie zwischen die englischen Vierecke hindurch: sie konnte sie nicht zersprengen. Ganze Reihen des Fußvolkes riß die französische Artillerie nieder: die Englüüder hielten Stand wie Wall und Mauer. Kalt und ruhig gleich einer Bildsäule von Marmor stand Wellington unter einem Baume und leitete die Schlacht. Die Kugeln sausten ihm um die Ohren. Bald fiel hier, bald dort einer aus seiner Umgebung. Man wollte ihn bewegen, den gefährlichen Platz zu verlassen. Er aber erklärte mit fester Stimme: „Hier bleibe ich, und keinen Fußbreit weiche ich." Als 10,000 der ©einigen todt oder verwundet um ihn lagen, seufzte er einmal: „Wollte Gott, es wäre Abend, oder die Preußen kämen!" Unterdessen hatte Blücher große Noth, mit seinen Truppen fortzukommen. Es hatte den ganzen Tag und die Nacht geregnet. Die Wege waren grundlos. Menschen und Thiere blieben stecken. Die Kanonen waren oft kaum fortzubringen. Mancher verlor den Muth und rief: „„Es geht nicht, es ist unmöglich." Aber Blücher verzagte nicht. Überall war er zugegen, wo der Zug ins Stocken gerieth, und feuerte die Truppen an. „Kinder," rief er, „wir müssen ja hin, sonst werden wir wortbrüchig." Und dann ging
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