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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 413

1867 - Rostock : Hirsch
413 Verlass ist. Halte die eine Hand gegen den warmen Ofen und die an- dere zum Fenster hinaus , wenn es schneit, und stecke dann beide in denselben Eimer mit Wasser, so wird die eine das Wasser kalt, die an- dere warm finden; wenn im Winter zwei Menschen, von denen der eine von der Strasse , der andere aus einer Backstube kommt, in dasselbe Zimmer treten, so wird der erste rufen: „Wie heiss,“ der zweite: „Wie kalt ist es hier!“ Darum ist es gut und nützlich, dass wir Instrumente besitzen , welche über Wärme und Kälte zuverlässigere Auskunft geben, als unser wetterwendisches Gefühl es thut. Man nennt sie „Thermo- meter“ oder Wärmemesser. Das bekannteste unter den Thermometern besteht aus einer feinen Glasröhre, die oben zugeschmolzen ist und unten in eine mit Quecksilber gefüllte Kugel ausläuft. Der Raum über dem Quecksilber ist luftleer, damit das Metall sich ungehindert auf- und abbewegen kann. Hinter der Röhre befindet sich eine Blatte von Metall oder von Holz , welche von oben bis unten mit Strichen und Ziffern bezeichnet ist , um die Grösse der Kälte und der Wärme davon ablesen zu können. Damit die Striche und Ziffern genau auf die richtige Stelle kommen , wird das Thermome- ter zuerst in ein Gefäss mit Wasser und Eis und sodann in kochendes Wasser gestellt. Im ersten Fall zieht sich das Quecksilber zusammen und sinkt in der Röhre. Dort , wo es stehen bleibt , ist die Stelle , an welcher sich Wärme und Kälte scheiden: sie wird durch eine Null auf der Platte bezeichnet. Im letztem Falle dehnt sich das Quecksilber aus und steigt in die Höhe. Die Stelle , an welcher es stehen bleibt, zeigt die Hitze an, welche das kochende Wasser hat, und wird ebenfalls auf der Platte bezeichnet. Den Raum zwischen dem Eispunkt und dem Siedepunkt theilt man bei uns in 80 gleiche Theile oder Grade. In dem Raume unter Null merkt man etwa 20 bis 30 Striche an , welche genau so weit als die obern von einander entfernt sind. Vom Gefrierpunkt an werden nach oben die Grade der Wärme , nach unten die Grade der Kälte gezählt. Beim Schreiben bezeichnet man die erstem durch ein stehendes Kreuz (f) , die letztem durch einen liegenden Strich (—■); t 3° heisst also: 3 Grad Wärme. Im hohen Norden füllt man das Ther- mometer mit Weingeist, weil Quecksilber in einer Kälte von 32 Grad, welche dort nicht ungewöhnlich ist, gefriert. Aus sorgfältiger, Jahre lang fortgesetzter Beobachtung des Ther- mometers gewinnt man Kunde über das Klima eines Landes. Durch solche Beobachtungen hat sich herausgestellt, dass in Mecklenburg ge- wöhnlich der Januar der kälteste, der Juli der heisseste, der September der beständigste Monat ist. Die Küste der Ostsee hat das mildeste Klima. Damit sind die Rostocker schon zufrieden; denn sie brauchen für den Winter nicht so viel Holz und Torf einzukaufen , als die Leute im Innern unsers Vaterlandes. Auf den Höhen , z. B. in Hinrichshagen hei Woldeck , ist cs am kältesten. Die an der Haide gelegenen Ort- schaften haben die grösste Frühlingswärme, weil ihr Boden leichter als ein harter oder feuchter Grund von der Sonne durchwärmt wird. Es ist bekannt, dass in Ludwigslust die Bäume acht Tage eher ausschlagen, als in Schwerin. Wustrow und Pöl sind gegen das übrige Land um ei- nen Monat zurück, indem ihr kältester Monat in der Regel der Februar, ihr heissester der August, ihr beständigster der Oktober ist. Das macht, als Inseln hängen sie mit ihrem Klima von dem Wasser ab, das sie um- giebt, und das Wasser nimmt Wärme und Kälte viel langsamer an, als das feste Land.
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