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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 417

1867 - Rostock : Hirsch
417 eine erkleckliche Masse herauskommen. Aber was verschlügt diese gegen die ungehenren Massen von Dunst, welche täglich ans Meeren und Seen und Flüssen, ans Wiesen und Sümpfen, ans Wäldern und Feldern, ans Gras und Blättern in die Höhe steigen? Hier sind die eigentlichen Vorrathshänser, ans denen die Luft beständig ihren Bedarf an Wasserdampf bezieht. Und sie bedarf dessen viel. Denn sie muß täglich Seen voll Wasser über die Erde ansgießen, damit die Millionen der Menschen und Thiere und die unzählbare Menge von Pflanzen Nahrung und Gedeihen finden. Der Wasserdampf, ehe er als Wasser die Erde tränkt, macht sich gewaltig breit und läßt nicht leicht einen Tag vorübergehen, ohne in irgend einem Theile seines großen Hanfes mit Glanz mit) Pracht ein Fest zu feiern, das von den Menschen bewundert und gepriesen wird. Er steht als violetter Duft über den Höhen oder als leichter, gold- durchwirkter Streif am Rande des Himmels; er bildet am Horizont Gebirge, Schlnchten, Ungeheuer und tausend seltsame Gestalten, die jede Minute ihr Aussehen wechseln; er schwimmt wie eine große Insel majestätisch in der blauen Luft, oder flattert als Feder oder Flocke leichtfertig über unsre Häupter dahin, oder legt sich als Heiligenschein um Sonne und Mond. Alle Schönheit des Regen- bogens , des Morgen- und Abend-Himmels verdanken wir den Dunstblüschen in der Luft. Hat sich der Wasserdampf stark ange- sammelt, so fliegt er als schwere Wolke, vom Winde gejagt, eilig und schnell über die Erde hin, gleich als märe er ein Bote, der aus der Ferne einen Gruß in die Heimath bringen sollte. Endlich haben die Dampfbläschen sich die Welt sattsam besehen; müde des unruhigen Treibens kehren sie auf die Erde zurück, bald ruhig und leise als Thau, Regen, Schnee, bald unter Donner und Butz als Platzregen und verheerender Hagel. Die Luft kann mehr Wasserdampf tragen, wenn sie warm, weniger, wenn sie kalt ist. Hat sie nun etwa eben ihr Theil, d. i. so viel, als sie nach ihrer augenblicklichen Temperatur fassen kann, so braucht sie nur ein wenig sich abzukühlen, um nicht mehr dieselbe Menge wie früher in ihrem Schoße bergen zu können. Also bald wird ein Theil des Dunstes sich verdichten itnt) als Wasser zur Erde sinken. Diese Abkühluig kann durch mancherlei Umstände herbeigeführt werden. Abends nach Sonnenuntergang strahlt die Oberfläche der Erde einen Theil der Wärme, die sie am Tage auf- genommen hat, in den Himmelsraum wieder aus und kühlt dabei oft so stark ab, daß die in den untern Luftschichten befindlichen Dämpfe sich verdichten und als Wasser auf diejenigen Gegenstände, welche am meisten abgekühlt sind, niederschlagen. Die Wassertropfen, welche sich Abends auf Gras und Blätter und junge Pflanzen niederlassen, nennt man Thau. Es thaut nur, wenn milde Luft und klarer Himmel ist, ersteres, weil sonst die Pflanzen nicht kühler werden, als die Luft, letzteres, weil Wolken als ein über die Erde gespanntes Zelt verhindern, daß die Wärme frei in den Himmels- raum aufsteige und der Boden sich hinlänglich abkühle. Sind die Dinge, auf welche sich die Wassertropfen setzen, bis unter den Gefrierpunkt abgekühlt, so verwandelt sich der Thau in Eis und wird Reif genannt. Der Winter versteht den Reif mei- sterhaft zu benutzen, um die Landschaft zauberhaft damit zu schmücken. Wenn er Gras und Strauch und Zweige mit glimmernder Eishülle 27
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