Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 418

1867 - Rostock : Hirsch
418 überkleidet und den Wald in einen Feengarten mit Schlössern und Thürmen verwandelt und die Zinnen mit Gold und funkelnden Edelsteinen besetzt, so baut er uns eine Herrlichkeit auf, wie sie köstlicher in den Märchen der Kinder nicht beschrieben wird. Aber die Pracht dauert nicht lange. Wenn die Sonne darauf scheint, zerfließt sie in Wasser — ein anschauliches Bild von aller Herrlich- keit dieser Welt, die der Mensch keine Stunde lang gewiß hat. Der-Wasserdampf ist unsichtbar, so lange er Luft- oder Gas- gestalt hat. Wenn er sich abkühlt, verdichtet er sich zu kleinen hohlen Bläschen, die wie Seifenblasen vom Winde hin und her getrieben werden und schließlich zur Erde sinken, um vielleicht in der nächsten Viertelstunde als Dampf wieder in die Höhe zu gehen. Die Ab- kühlung geschieht dadurch, daß entweder ein kälterer Luststrom durch eine warme Schicht streicht, oder daß ein warmer Luftstrom in einen kalten Raum eintritt. Ersteres kann man sehen, wenn in einer Schulklasse im Winter ein Fenster geöffnet wird, letzteres, wenn wir den warmen Athem in die kalte Luft aushauchen. In beiden Fällen verdichtet sich der Wasserdampf der wärmeren Luft zu Bläs- chen und wird als Dunst sichtbar. Kühlen sich die untern Schichten der Atmosphäre so weit ab, daß das Gas zu Bläschen verdichtet wird, so entsteht der Neb-el. Ans Seen, Mooren und Wiesenthä- lern ruhen am Abend häufig starke Nebelschichten, weil hier die Luft sich rasch abkühlt und mehr Wasserdampf enthält, als über trocknem, festem Boden. Der Nebel reicht nur so weit, als die kalte Luftströmung reicht. Daher ist die Grenze zuweilen so scharf ab- geschnitten, daß man mit zehn Schritten aus dem Sonnenschein in den dichtesten Nebel utid umgekehrt gelangen kann. Hieher gehört die Erscheinung, die man fastauf allen bewachsenen Höhen in Meck- lenburg wahrnehmen kann, daß nach einem Regen an verschiedenen Stellen Rauch aus dem Walde aufzusteigen scheint. Achtet man genauer auf die Stellen, an welchen dies geschieht, so findet man, daß es freie Plätze sind, welche näher oder ferner von Holz ein- geschlossen werden. Hier bescheint die Sonne ungehindert den Erdboden und erwärmt ihn mit ihren Strahlen. So wie das Negenwasser über den Wald ausgegossen ist, fängt es auf dem warmen Boden in dem kesselartig eingeschlossenen Raume wieder an zu verdunsten nnb in die Höhe zu steigen. Aber über den Wipfeln der Bäume weht eine kältere Lust. Hier augekommen, verdichtet der Dampf sich zu Nebel und erscheint in der Ferne als aufsteigende Rauchsäule. Mit der Dunstkrone, welche der Vietingsberg bei Par- chim nach einem Regen sich auf das Haupt setzt, hat es dieselbe Bewandtniß. Die Leute sagen: „Vieting braut", und denken dabei an die Sage, daß ein blutgieriger Räuber, der einst in einer Höhle des Berges hauste, uach seinem Tode zur Strafe in den Berg ge- bannt worden ist. Wenn die obern Schichten der Luft sich so weit abkühlen, daß das Wassergas sich zu Bläschen verdichtet und sichtbar wird, so entstehen die Wolken. Nebel und Wolke unterscheiden sich also weiter gar nicht, als daß der eine dicht an der Erde, die andere oben in der Luft steht. Eine Wolke mag selten zehn Minuten un- verändert dieselbe bleiben; nicht bloß wechselt sie unaufhörlich ihre Gestalt, sondern sie entsteht und vergeht auch theilweise vor unsern Augen. Es kann geschehen, daß eine Wolke, die sich senkt und in
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer