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1. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. 155

1826 - Berlin : Dümmler
155 O, wen Mutterzä'rtlichkeit nicht riihrt, Der ist keiner Zähre — Wer die Pflegerinn nicht ewig ehrt, Der ist nicht des Daseins werth! 3. Folgsamkeit und Unfolgsamkeit. Leopoldine und Elise hatten einen sehr guten Vater und eine liebe Mutter, die gegen beide Kinder gerecht und billig waren. Dennoch wurde Elise von den Eltern mehr geliebt, als ihre Schwester Leopoldine. Aber sie verdiente es auch, weil sie sich stets bestrebte, die Wünsche ihrer Eltern zu erforschen, und sich nach denselben zu richten. Es war eine Freude, zu sehen, wie heilig ihr der Wille des Vaters und der Mutter war. Jedes Wort, daß diese sprachen, jeder Befehl, den sie ihr gaben, jede Bitte, die sie an sie thaten, war Elisen theuer und werth. Fiel ihr das, was die Eltern ihr auftrugen, auch noch so schwer, so ließ sie es sich doch gefallen — ihre Eltern wollten es, dieß war für sie genug. Nach und nach hatte sie es so weit gebracht, daß sie es dem Vater oder der Mutter schon an- merkte, was sie wünschten. Noch ehe sie ein Wort darüber verloren, war Elise schon bereit, den Willen ihrer Eltern zu erfüllen. Es war natürlich, daß diese große Folgsam- keit der Tochter, den Eltern sehr gefiel, und daß diese sie deßhalb sehr lieb gewannen. Leopoldine betrug sich ganz anders, als ihre jüngere Schwester. Ihre Wünsche wa- ren oft von der Art, daß man sie nicht erfüllen konnte; ihre Einfalle thöricht, ihre Begierden heftig. Alles, wo- nach ihr gelüstete, wollte sie sogleich haben. Machte man ihr Vorstellungen, daß es nichts für sie sei, daß es ihr leicht schaden könnte, so verzog sie ihr Gesicht, es traten ihr Thränen in die Augen, und bisweilen stampfte sie wohl gar mit den Füßen. Ost wollte sie das nicht thun, was ihr die Eltern hießen, und diese mußten bisweilen Ernst und Drohungen anwenden, um sie zu irgend etwas zu bringen. Solch eine Unfolgsamkeit konnte nicht gefallen, Einmal hatte die Jugend des Ortes, wo diese zwei Schwe- stern wohnten, ein kleines Fest unter freiem Himmel. Leopoldine war auch dazu eingeladen. Allein sie hatte Halsweh, und da überdieß die Witterung etwas kühl war,
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