1826 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Baumgarten, Johann Christoph Fr.
- Hrsg.: Wilmsen, Friedrich Philipp
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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so fanden es die Eltern für gut, sie nicht aus dem Hause
zu lassen. Leopoldine weinte und beklagte sich darüber bei
ihrem Lehrer, der im Hause wohnte. „Liebe Leopoldine,"
sprach dieser, „du thust deinen Eltern großes Unrecht.
Wenn sie dir etwas befehlen oder verbieten, so haben sie
gewiß ihre guten Gründe dazu. Die kannst du freilich
nicht immer einsehen, aber du mußt zu deinem Vater und
zu deiner Mutter Vertrauen haben, und ihnen willig ge-
horchen. Daß sie dich lieben und nur. dein Bestes wollen,
daran wirst du wohl nicht zweifeln. Denke nur daran,
was sie bis jetzt, seit deiner Geburt an, für dich gethan
haben. Sie sorgten liebreich für dich. Wie viele schlaf-
lose Nachte hast du deiner lieben Mutter gemacht; welche
Angst standen deine guten Eltern aus, so oft du krank
warst. Wer hat dich ernährt, gekleidet, gepflegt und lieb-
reich erzogen? Was wäre ohne die Liebe und Sorgfalt
deiner Eltern aus dir geworden? Wem anders, als ihnen,
hast du es zu danken , daß du nicht unwissend bleibst, son-
dern manches Nützliche weißt und verstehest? Soll dich
das nicht von ihrer großen Liebe zu dir überzeugen? Und
was hast du dafür an ihnen gethan? .Nichts— gar nichts.
Deine erste und heiligste Pflicht ist, daß du ihnen gerne ge-
horchest, und durch deine Folgsamkeit Freude machest. Sie
gewinnen freilich dabei nichts, der Vortheil davon ist ganz
auf deiner Seite." Es schien, als wenn diese Worte auf
Leopoldinen Eindruck gemacht hätten. Aber ihre Thränen
flössen immer fort, und verschmerzen konnte sie es nicht,
daß sie an dem Feste keinen Antheil nehmen sollte, beson-
ders da Elise demselben beiwohnen durfte. Die Eltern
machten einen Besuch. Leopoldine blieb mit den Dienst-
boten allein zu Hause. Die Mutter gab ihr etwas zu
stricken, und befahl ihr, sich besonders vor Zugluft in Acht
zu nehmen. Zwei Stunden hindurch strickte sie fleißig fort.
Aber jetzt siel ihr wieder das Fest ein. Es wurde nicht
weit von dem Hause in einem großen Garten gefeiert.
Das Verlangen nachzusehen, wie es dabei zugehe, wurde
bei ihr immer stärker. Das Verbot der Eltern siel ihr
zwar ein, aber sie beschloß , sich dennoch in den Garten
hinzuschleichen, und es den Eltern zu verheimlichen. Sie
verließ das Zimmer, und ging unbemerkt fort. Die ßuft