Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. 156

1826 - Berlin : Dümmler
156 so fanden es die Eltern für gut, sie nicht aus dem Hause zu lassen. Leopoldine weinte und beklagte sich darüber bei ihrem Lehrer, der im Hause wohnte. „Liebe Leopoldine," sprach dieser, „du thust deinen Eltern großes Unrecht. Wenn sie dir etwas befehlen oder verbieten, so haben sie gewiß ihre guten Gründe dazu. Die kannst du freilich nicht immer einsehen, aber du mußt zu deinem Vater und zu deiner Mutter Vertrauen haben, und ihnen willig ge- horchen. Daß sie dich lieben und nur. dein Bestes wollen, daran wirst du wohl nicht zweifeln. Denke nur daran, was sie bis jetzt, seit deiner Geburt an, für dich gethan haben. Sie sorgten liebreich für dich. Wie viele schlaf- lose Nachte hast du deiner lieben Mutter gemacht; welche Angst standen deine guten Eltern aus, so oft du krank warst. Wer hat dich ernährt, gekleidet, gepflegt und lieb- reich erzogen? Was wäre ohne die Liebe und Sorgfalt deiner Eltern aus dir geworden? Wem anders, als ihnen, hast du es zu danken , daß du nicht unwissend bleibst, son- dern manches Nützliche weißt und verstehest? Soll dich das nicht von ihrer großen Liebe zu dir überzeugen? Und was hast du dafür an ihnen gethan? .Nichts— gar nichts. Deine erste und heiligste Pflicht ist, daß du ihnen gerne ge- horchest, und durch deine Folgsamkeit Freude machest. Sie gewinnen freilich dabei nichts, der Vortheil davon ist ganz auf deiner Seite." Es schien, als wenn diese Worte auf Leopoldinen Eindruck gemacht hätten. Aber ihre Thränen flössen immer fort, und verschmerzen konnte sie es nicht, daß sie an dem Feste keinen Antheil nehmen sollte, beson- ders da Elise demselben beiwohnen durfte. Die Eltern machten einen Besuch. Leopoldine blieb mit den Dienst- boten allein zu Hause. Die Mutter gab ihr etwas zu stricken, und befahl ihr, sich besonders vor Zugluft in Acht zu nehmen. Zwei Stunden hindurch strickte sie fleißig fort. Aber jetzt siel ihr wieder das Fest ein. Es wurde nicht weit von dem Hause in einem großen Garten gefeiert. Das Verlangen nachzusehen, wie es dabei zugehe, wurde bei ihr immer stärker. Das Verbot der Eltern siel ihr zwar ein, aber sie beschloß , sich dennoch in den Garten hinzuschleichen, und es den Eltern zu verheimlichen. Sie verließ das Zimmer, und ging unbemerkt fort. Die ßuft
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer