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1. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. 157

1826 - Berlin : Dümmler
157 war etwas rauh. Dieß wirkte nachtheilig auf ihren Hals. Sie erreichte den Garten, in welchem das Fest gefeiert wurde. Wie erschrack sie, als sie hier ihre Eltern erblickte, die ihre Freunde, welche sie besuchen wollten, nicht zu Hause gefunden, und sich entschlossen hatten, in den ge- dachten Garten zu gehen, und nachzusehen, wie es da zu- ginge. Vater und Mutter wurden sehr unwillig darüber, daß Leopoldine gegen das Verbot derselben das Haus ver- lassen, und sich abermals als ein ungehorsames Kind ge- zeigt habe. Sie gaben ihr scharfe Verweise, und von der Mutter bekam sie diesen Tag keinen freundlichen Blick. Dies schmerzte sie, aber sie litt nicht unschuldig. Überdies hatte die etwas rauhe Luft ihr Halsübe! verschlimmert, und in eine große Halsgeschwulst verwandelt. ,^)u selbst bist Schuld an deinen Schmerzen," sprach der Vater, „so gehet es, wenn Kinder ihren Eltern nicht folgen. Diese haben mehr erfahren, und wissen es besser, was der Ju- gend zuträglich ist; daher ist strenge Folgsamkeit eine der ersten Pflichten der Kinder." Den Tag darauf war Elise zu einer Freundinn eingeladen, die ihren Geburtstag feierte. Auf diesen Besuch hatte sie sich schon seit einigen Wochen gefreut. „Mutter," sagte sie, als dieser langersehnt Tag erschien, „heute werde ich jubeln; heute ist ein froher festlicher Tag für mich." „Liebe Tochter," sprach die Mut- ter, „ich gönne dir gern jede unschuldige Freude, und ich hatte nichts dagegen, wenn du heute deine Freundinn Emi- lie besuchtest, wäre nur deine Schwester gesund. Diese aber liegt krank, und es wäre wohl gut, wenn du bei ihr blie- best." Elise wurde bei diesen Worten etwas stutzig. Sie schwieg, aber es schien ein innerer Kampf mit ihr vorzuge- hen. Endlich sprach sie: „Du weißt liebe Mutter, wie herzlich ich Emilien liebe, und wie lange ich mich auf den heutigen Tag gefreut habe. Aber wenn du glaubst, es sei besser, daß ich zu Hause bleibe, so will ich es thun. Du mußt es am besten wissen, was gut ist." Die Mutter zog Elisen an ihr Herz und gab ihr einen Kuß. „Liebe, gute Tochter l" — sagte sie, und ihr und Elisens Augen stan- den in Thränen. Elise blieb zu Hause, obgleich die Mut- ter späterhin bemerkte, wenn sie auf ein halbes Stündchen Emiliell besuchen wolle, so wolle sie cs ihr erlauben.
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