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1. Die weite Welt - S. 3

1865 - Leipzig : Amelang
— 3 — wohl es «och dunkel ist, und geht auf das Verdeck. Bald röthet sich im Osten der Himmel; wie eine feurige Kugel steigt die Sonne aus dem Meere empor. Das Auge sucht nach dem festen Lande; aber noch immer ist nur das unabseh- bare Meer vor ihm ausgebreitet. So vergeht der zweite Tag und die zweite Nacht; auch der dritte Tag bringt nur Himmel und Wasser. Eine Woche laug ist das Schiff unaufhaltsam weiter gesegelt, und noch immer ist kein Land zu erblicken. Auch noch eine zweite Woche vergeht, ehe der Weg über das atlan- tische Weltmeer zurückgelegt ist. Da endlich erschaut das Auge, wenn Wind und Wetter günstig waren, die lange ersehnte Küste; der Frendenruf: „Land! Land!" ertönt von allen Lippen, und Dank gegen den Höchsten, den Netter aus der großen Gefahr, bewegt alle Herzen. So groß und weit aber das Meer auch ist, so weiß der Schiffer sich doch auf demselben zurecht zu finden. Er kennt genau seine Straße; die Sterne und der Kompaß sind ihm seine Wegweiser. Vom Winde getrieben oder vom Dampfe bewegt, durchschneiden alljährlich Tausende von Schissen die Fluthen des Meeres und steuern nach Süd und Nord, nach Ost und West, von einem Welttheil zum andern. Viele bringen die Menge von Auswanderern über den atlantischen Ocean nach Amerika, oder um die Südspitze Afrika's, durch das in- dische Meer nach Australien; andere holen aus Asien Gewürze, Thee, Kaffee, Baumwolle, aus Afrika Pfeffer, Feigen, Zuckerrohr, Elfenbein. Noch andere suchen das kalte Eismeer auf und kehren mit Fischbein, Eisbärfellen oder Hä- ringen beladen zurück. So beherrscht der schwache Mensch das Weltmeer durch seinen Geist. Ja, selbst in die Tiefe desselben steigt er mit seiner Taucherglocke hinab, um zu erforschen, wie es da unten aussieht, und um die verborgenen Schätze hervorzuholen. Der Taucher setzt sich unter die große Glocke und läßt sich an Ketten oder starken Tauen hinabwinden ans den Meeresgrund. Ihm verschwindet im Wasser das Licht der Sonne und das Blau des Himmels; erst nmgiebt ihn ein helles Gelb, dann ein feuriges Noth, zuletzt aber wird es immer dämmeriger um ihn her. Urtzv was bemerkt er dann unten ans dem Meeres- boden? Wie oben ans der Erde, so sind auch unter der Meeresfläche Berge und Thäler; in der Tiefe schwimmen große, gefräßige Fische und andere See- thiere hin und her und verfolgen einander. Da giebt es gefräßige Haifische, riesige Wallfische, Sägefische, Schildkröten, auch schöne Schnecken, Muscheln und Millionen anderer Thiere; ebenso wachsen ans dem Meeresboden auch Pflanzen, die hundert und mehr Ellen lange Stengel oder Blätter haben. Der Taucher sucht an den Felswänden Muscheln mit kostbaren Perlen, rothe Korallen, die man zu Halsketten und andern Schmucksachen verarbeitet, Schwämme zum Waschen und Abwischen der Tafeln, Seesterne n. s. w. Mit diesen Schätzen verläßt er die Tiefe des Meeres; er kommt wieder an das Licht des Tages und freut sich, wenn er die Sonne wieder sicht. 2. Das Meer ist reich und wunderbar; sein Anblick großartig und schön, wenn die Oberfläche ruhig ist oder nur sanfte Wellen das Schiff schaukeln; aber schrecklich und furchtbar ist er, wenn der Sturm haushohe Wellen auf- wühlt und tiefe Abgründe öffnet. 3u der Ferne steigen am Horizonte dunkle Wolken auf und häufen sich zu immer größeren Massen an. Die Luft wird bewegt; die Wolken kommen immer näher und ziehen immer schneller; dap Meer wird unruhig, die Wellen werden höher. Die Schiffer ziehen die Segel ein; 1»
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