1865 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
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wohl es «och dunkel ist, und geht auf das Verdeck. Bald röthet sich im Osten
der Himmel; wie eine feurige Kugel steigt die Sonne aus dem Meere empor.
Das Auge sucht nach dem festen Lande; aber noch immer ist nur das unabseh-
bare Meer vor ihm ausgebreitet. So vergeht der zweite Tag und die zweite
Nacht; auch der dritte Tag bringt nur Himmel und Wasser. Eine Woche laug
ist das Schiff unaufhaltsam weiter gesegelt, und noch immer ist kein Land zu
erblicken. Auch noch eine zweite Woche vergeht, ehe der Weg über das atlan-
tische Weltmeer zurückgelegt ist. Da endlich erschaut das Auge, wenn Wind und
Wetter günstig waren, die lange ersehnte Küste; der Frendenruf: „Land! Land!"
ertönt von allen Lippen, und Dank gegen den Höchsten, den Netter aus der
großen Gefahr, bewegt alle Herzen.
So groß und weit aber das Meer auch ist, so weiß der Schiffer sich doch
auf demselben zurecht zu finden. Er kennt genau seine Straße; die Sterne
und der Kompaß sind ihm seine Wegweiser. Vom Winde getrieben oder vom
Dampfe bewegt, durchschneiden alljährlich Tausende von Schissen die Fluthen
des Meeres und steuern nach Süd und Nord, nach Ost und West, von einem
Welttheil zum andern. Viele bringen die Menge von Auswanderern über den
atlantischen Ocean nach Amerika, oder um die Südspitze Afrika's, durch das in-
dische Meer nach Australien; andere holen aus Asien Gewürze, Thee, Kaffee,
Baumwolle, aus Afrika Pfeffer, Feigen, Zuckerrohr, Elfenbein. Noch andere
suchen das kalte Eismeer auf und kehren mit Fischbein, Eisbärfellen oder Hä-
ringen beladen zurück. So beherrscht der schwache Mensch das Weltmeer durch
seinen Geist. Ja, selbst in die Tiefe desselben steigt er mit seiner Taucherglocke
hinab, um zu erforschen, wie es da unten aussieht, und um die verborgenen
Schätze hervorzuholen. Der Taucher setzt sich unter die große Glocke und läßt
sich an Ketten oder starken Tauen hinabwinden ans den Meeresgrund. Ihm
verschwindet im Wasser das Licht der Sonne und das Blau des Himmels; erst
nmgiebt ihn ein helles Gelb, dann ein feuriges Noth, zuletzt aber wird es immer
dämmeriger um ihn her. Urtzv was bemerkt er dann unten ans dem Meeres-
boden? Wie oben ans der Erde, so sind auch unter der Meeresfläche Berge
und Thäler; in der Tiefe schwimmen große, gefräßige Fische und andere See-
thiere hin und her und verfolgen einander. Da giebt es gefräßige Haifische,
riesige Wallfische, Sägefische, Schildkröten, auch schöne Schnecken, Muscheln
und Millionen anderer Thiere; ebenso wachsen ans dem Meeresboden auch
Pflanzen, die hundert und mehr Ellen lange Stengel oder Blätter haben. Der
Taucher sucht an den Felswänden Muscheln mit kostbaren Perlen,
rothe Korallen, die man zu Halsketten und andern Schmucksachen verarbeitet,
Schwämme zum Waschen und Abwischen der Tafeln, Seesterne n. s. w. Mit
diesen Schätzen verläßt er die Tiefe des Meeres; er kommt wieder an das Licht
des Tages und freut sich, wenn er die Sonne wieder sicht.
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Das Meer ist reich und wunderbar; sein Anblick großartig und schön,
wenn die Oberfläche ruhig ist oder nur sanfte Wellen das Schiff schaukeln;
aber schrecklich und furchtbar ist er, wenn der Sturm haushohe Wellen auf-
wühlt und tiefe Abgründe öffnet. 3u der Ferne steigen am Horizonte dunkle
Wolken auf und häufen sich zu immer größeren Massen an. Die Luft wird
bewegt; die Wolken kommen immer näher und ziehen immer schneller; dap Meer
wird unruhig, die Wellen werden höher. Die Schiffer ziehen die Segel ein;
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