1865 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
in ihm mehrere Arten von Salz aufgelöst sind, besonders Kochsalz. Im
offenen Weltmeer ist das Wasser am salzreichsten; hier enthält es in 100
Loth bis 3 Loth Kochsalz. An den Mündungen grosser Flüsse enthält
es weniger Salz, weil es hier durch das süsse Flusswasser sehr verdünnt
wird. Letzteres bleibt nach seinem Eintritt ins Meer lange Zeit auf der
Oberfläche, bis es sich endlich mit dem Salzwasser völlig vermischt. Doch
geschieht dieses nur bis zu einer gewissen Tiefe; weiter unten behält das
Meerwasser seinen bedeutenden Salzgehalt.
Wegen der Vermischung mit Salztheilchen hat das Meerwasser eine
grössere Schwere, als das Fluss- oder Seewasser. Desshalb schwimmen
auch Gegenstände leichter auf dem Meere und sinken nicht so tief ein, als
auf Flüssen. Menschen, die ins Meer gefallen sind, vermögen sich mit ge-
ringerer Anstrengung auf der Oberfläche zu erhalten, als in Flüssen; bela-
dene Schiffe sinken im süösen Wasser weit tiefer ein, als im Meere.
Schon Mancher, der das Meerwasser gekostet hat, mag die Frage auf-
geworfen haben: Zu welchem Zwecke hat Golt doch dem Meere einen
solchen Reichthum an Salz verliehen? — Sicherlich hat der allweise Schöpfer
auch in diesem Stücke „ein Jegliches geordnet, wozu es besonders nützlich
sein soll.“ (Jes. Sir. 42, 26.) Wie das Salz nothwendig ist für die Menschen
und für viele Thiere auf dem festen Lande, so scheinen die irn Meere le-
benden Thiere und Pflanzen das Salz in noch reicherm Masse zu bedürfen.
Selbst der Mensch entnimmt einen Theil des Salzes, welches er gebraucht, dem
Meerwasser, indem er dasselbe in flache Gruben leitet, welche er an der
Küste angelegt, hat, und es hier verdunsten lässt. Der Hauptzweck des
Salzgehaltes ist aber wohl der, dass das Meerwasser durch denselben leich-
ter vor Fäulniss bewahrt bleiben soll. Ohne das Salz müsste sich das Meer
bei einer Windstille in einen ungeheuern Pfuhl umwandeln, dessen Ausdün-
stungen die Luft völlig verpesten würden.
Die Farbe des Meerwassers erscheint in der Regel blaugrün; in der
Nähe des Landes geht sie in eine hellgrüne,'auf hoher See häufig in eine
dunkelblaue über. Durch allerlei Beimischungen wird an manchen Stellen
auch wohl noch eine andere Färbung hervorgebracht. Im rothen, schwar-
zen und weissen Meere hat übrigens das Wasser dieselbe Farbe, wie in den
übrigen Meeren, und ist die Entstehung dieser Namen ungewiss. Das gelbe
Meer an der Ostküste von Asien heisst jedoch so von dem gelben Schlamme,
den der Iloangho oder gelbe Fluss ihm zuführt. An den Stellen, wo
der Meeresboden steinig ist und das Meerwasser nicht vom Sturme aufge-
wühlt wird, ist es klar und durchsichtig. In einer Tiefe von 40 — 60, ja
wohl 90 Fuss unter dem Meeresspiegel erblickt das Auge die prächtigen
Meergewächse und Korallen, zwischen denen die Fische umher* chwimmen
und allerlei andere Thiere sich regen und bewegen. Im rothen Meere sieht
man die Korallen selbst in einer Tiefe von 120 Fuss. Ein herrlicher An-
blick ! Unbeschreiblich schön aber ist das Meer, wenn seine Oberfläche
rings umher wie Feuer leuchtet. Diej Ursache dieser Erscheinung sind
unendlich kleine Thiere von gallertartiger Masse, die in ungeheurer
Zahl die oberen Mceresschichten^bewohnen und bei jeder Beunruhigung
einen phosphorartigen Schein von sich geben. Doch hat man auch schon
bei der Bewegung der Ruder im Wasser einen ähnlichen Glanz wahrge-