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1. Die weite Welt - S. 125

1865 - Leipzig : Amelang
125 * Kreisen um die Stadt, und über das ganze Meeresufer hin breiten die maje, statischen Gipfel der Brodbäume, dunkelgrünende Cypressen, weitästige Pla- tanen, Feigen-, Orangen- und Granatbänme mit ihren lockenden Früchten den wundervollen Schleier ihres Laubwerkes. Weiterhin sind die untersten Abhänge des Gebirges mit Olivenhainen bedeckt. Ungefähr eine halbe Stunde von Beirut öffnen die vordern Berge des Libanon ihre tiefen Schlünde, in deren Dunkel das Auge sich verliert. Rauschende Flüsse brechen aus ihnen in verschiedenen Richtungen hervor und stürzen in kurzem Laufe dem Meere f)u. Lebhafte Thätigkeit regt sich im Hafen. Maroniten und Drusen, dle schönen, kraftvollen Söhne des nahen Gebirges, bewegen sich in geschäf- tigem Getümmel im Glanze ihrer Waffen, in ihren malerischen Trachten hin Und her. Barken mit Waaren aus Bagdad und Damaskus stoßen vom Lande und eilen zu den Schiffen, die in einiger Entfernung vom Ufer vor Anker liegen. Verworrenes Geschrei der Männer, untermischt von dem kläg- tigen Aechzen der Kameele, die genöthigt werden- sich auf ein Knie niederzu- tassen, um ihre Lasten aufzunehmen, erfüllt die Luft. Und dieses lebensvolle Vild der Gegenwart ist doch nur ein nackter Schatten im Vergleich mit den «Beiten des Mittelalters, als Damaskus, dessen blühender Hafen Beirut war, uoch in seiner Blüthe stand. Ueber die steile Küste führen alte Kunststraßen, an deren Felsenwänden sich noch Ueberbleibsel vonjnschriften und Bildwerken zeigen. Beschwerliche und gefahrvolle Wege führen ins Gebirge, bald an entsetzlichen Abgründen hin, bald durch finstere Schluchten, an schäumenden Flüssen entlang, deren .Hfer mit Zuckerrohr bepflanzt ist. Ueberall stellt sich neben die wilde Größe und Erhabenheit der Natur die Anmuth menschlichen Fleißes. Von tief Unten bis nahe an den wellenförmigen Scheitel des Gebirges steigen gemauerte Terrassen mit edlen Reben und Maulbeerpflanzungen oft hundertfach über einander empor. Zwischen den Abhängen iuit> dem Felsengeröll stießt das überströmende Wasser in tausendfachen Windungen in die Tiefe; überall hängen an den Felsenwänden Klöster und Dörfer wie Schwalbennester über hen Schlünden der Thäler, und die Häuserreihen liegen nicht selten so dicht über einander, daß die platten Dächer der unteren den oberen zur Gasse dienen. Ätit solcher fast ängstlichen Sparsamkeit ist jeder Fußbreit des kostbaren Bo- xens benutzt. Keine Mühseligkeit in seiner Bebauung, keine Gefahr, welche den Wohnungen durch die reißende Gewalt der die Felsen unterhöhlenden ^äche droht, kann den Bewohnern des Libanon ihre Heimath verleiden; denn Uur auf'diesem unzugänglichen Gebirge giebt es eine Freiheit, wie man sie sonst im ganzen Morgenlande vergeblich sucht. Die Masse des Libanon, dessen Name weißer Berg bedeutet, besteht aus weißlichem Kalkstein, in welchem man auch Muscheln und Versteinerungen von Geschöpfen der Vorzeit findet. Sein Gipfel erhebt sich bis zu einer Höhe von 10,000 Fuß und ist mit der Schneedecke eines ewigen Winters Umgeben, während die engen Schluchten seiner untern Thäler die Gluth der ^oinniersonne gefangen halten. So stufen sich auf den verschiedenen Höhen- hunkten des Gebirges verschiedene Zonen ab. Jede bringt ihre eigenthürn- stchen Erzeugnisse; unten Getreide irn Ueberflnß; in der Mitte der hei- tereanblick immergrüner Bäume, Gärten mit.den schönsten Früchten Syriens, ^Ule milde Luft imb reiche Bewässerung; oben das unbewohnbare Gebiet
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