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1. Die weite Welt - S. 351

1865 - Leipzig : Amelang
— 351 — Las Casas (geb. 1474, gest. 1566) blutete das Herz, als er die Leiden der armen Eingebornen sah. Er war es, der seinen Landsleuten rieth, die aufreibenden Arbeiten über und unter der Erde durch die kräftig gebauten Neger aus Afrika verrichten zu lassen, und so hat dieser Menschenfreund die erste Veranlassung zudem schrecklichen Sklav enhand el gegeben, der nirgends größeres Unheil in seinem Gefolge gehabt hat, als auf den west- indischen Inseln. Mit der Zeit wurde die Zahl der Neger größer, als die der Weißen; jetzt beträgt dieselbe mindestens £ der gesammten Bevölkerung, die sich auf etwa 4 Millionen beläuft. Durch die Vermischung der weißen, schwarzen und kupferrothen Rasse sind hier, wie in vielen andern Gegenden Amerika's, Menschen von allerlei Hautfarben entstanden. Solche, die einen Europäer zum Vater und eine Negerin zur Mutter haben, heißen Mulat- ten; die Mestizen stammen von Weißen und Indianern, die Zambos von Negern und Indianern ab. Im Gegensatz zu diesen und noch andern Mischlingen (Tercerons, Quarterons u. a.) werden die im Lande ge- bornen Weißen, insbesondere die Nachkommen der Spanier, Kreolen ge- nannt. — Der furchtbare Druck, unter dem die 'Neger seufzten, erzeugte in die- sen einen glühenden Haß gegen die weißen Tyrannen, der dann gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in Folge der französischen Revolution zum Aus- bruch kam. Auf der Insel Hayti oder St.domingo, in welche sich damals Fran- zosen und Spanier getheilt hatten, fanden die furchtbarsten Gräuelscenen statt. Der kühne, kraftvolle Neger Toussaint l' Ouvertüre *) stellte sich an die Spitze des Aufstandes und suchte die Unabhängigkeit der Insel zu er- kämpfen. Zwar wurde er 1801 gefangen genommen und nach Frankreich geführt, wo er bald darauf starb; aber die Insel blieb von dieser Zeit an der Schauplatz blutiger Ereignisse, da sich die Farbigen auch unter sich nicht einigen konnten. Bald hatten die Neger, bald die Mulatten die Oberhand ; Republiken und Kaiserreiche wechselten in den verschiedenen Theilen des Landes. Für jetzt bildet der westliche den Freistadt Hayti, in dem kein Weißer Grundcigenthum erwerben darf, der dagegen jedem Farbigen als Zufluchts- ort offen steht; in dem östlichen oder der ehemaligen Republik S. Do- mingo haben die Spanier wieder Einfluß gewonnen. 2. Die gesammte Größe der westindischen Inseln mag sich auf etwa 5000 Quadrat mellen belaufen. Sie bilden vier Inselgruppen: die Bahama- oder lucayischen Inseln, die großen Antillen**), die virginischen Inseln und die kleinen Antillen, welche letztere wieder in die Inseln über und unter dem Winde zerfallen. — Die unter engli- scher Oberhoheit stehenden 500 Bahamainseln sind wasserarm und nur zum Theil bewohnt. Ein gefährlicher Kanal scheidet sie von der nordamerikanischen Halbinsel Flo- rida. Der englische Statthalter hat in Fort Nassau seinen Sitz. Die schon ge- nannte Insel San Salvador (S. 347) gehört zu dieser Gruppe. — Bon den vier großen Antillen sind Cuba und Portorico noch in spanischem, Jamaica m englischem Besitze. Cuba, „die Perle der Antillen", hat bei geringer Breite eine Länge von 150 Meilen und einen Inhalt von 2000 Quadratmcilen. Die Zahl der Einwohner hat sich seit 100 Jahren verzehnfacht und beläuft sich jetzt auf Millionen. Durch die Kanäle von Florida und von Uucatan ist sie von den gleichnamigen Halb- inseln geschieden, die sich vom Festlande aus ihr entgegenstrecken. Das ganze Innere ist von einem ansehnlichen Gebirge durchzogen, dessen Abhänge mehr und mehr für Hen Anbau gewonnen werden. Doch wird immer noch kaum der vierte Theil der mit allen *) Sprich: Tussäng Luwertühr. — **) d. h. Zuckerinseln.
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