1865 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
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um aus dem Sande des Flusses Sacrameuto Goldkörner anszuwaschen oder in
den Qnarzfelsen der Küstenqebirge' nach größeren Massen gediegenen Goldes zu
suchen. Die schlechtesten Sitten wurden hierher verpflanzt; Jahre laug war das
reiche, in üppiger Schönheit prangende Land der Schauplatz grenzenloser Unordnung
und abscheulicher Verbrechen. Erst seit Kurzem ist ein Zustand größerer Ruhe einge-
treten. Die Ausbeute an Gold ist geringer geworden; dagegen werden die sonstigen
Schätze das Landes, die Erzeugnisse der äußerst fruchtbaren Fluren, die trefflichen
Wiesen und Weiden , die mächtigen Stämme der Gebirgswälder, die an majestätischer
Höhe und Stärke alle Bäume der Erde übertreffen, mehr und^ mehr erkannt und
benutzt. Die Ansiedelungen ziehen sich besonders am Flusse Sacrameuto hinauf,
der hinter dem Äüstcngebirge hinfließt und sich in die Bai von St. Francisco
ergießt. Letztere bildet einen Hasen, der an Geräumigkeit, Sicherheit und Schönheit
der Umgebungen kaum seines Gleichen hat und in nicht ferner Zeit zu großer Be-
deutung, gelangt sein wird. Die Negierung hat in Mont er eh ihren Sitz. —
Oregon, das sich erst seit wenigen Jahren zu einem Staate ausgebildet hat, ist nur
an seinen Küsten bekannt. Der Columbia oder Oregon, der ansehnlichste aller
auf der westlichen Abdachung der Cordillereu entspringenden Flüsse, bildet auf einer
langen Strecke die Nordgrenze, durchfließt das Äüstengebirge und mündet bei dem
Fort Astoria, dessen-käme an den schon oben erwähnten Deutschen Jakob Astor
erinnert. Weiter aufwärts liegt der mehr und mehr aufblühende Flußhafen Portland
und an einem Seitenflnsse Salem, die Hauptstadt des Staates.
189. Die Thiere der Prairien.
Unter den Thieren, welche die weite Grasebeile am Mississippi bewohnen,
steht der amerikanische Büffel oder Gijon obenan. Er ist eins der gewal-
tigsten Thiele des Rindergeschlechts und erreicht oft bei einer Höhe von 0
bis 7 und einer Gärige von 9 Fuß ein Gewicht von 20 Centnern. Hinter
dem Nacken erhebt sich ein wildbehaarter Höcker, in dem sich zu Zeiten eine
große Menge von Fett ansammelt, das als ein Leckerbissen angesehen wird.
Weiter nach hinten zu ist der Körper des Thieres von steifen Borstenhaaren
bedeckt; der kräftige Schweif ist in fortwährender peitschender Bewegung.
Der schwere Tritt erschüttert den Boden; unter dem Trabe einer Heerde von
mehreren tausend Stück erdröhnt die Erde meilenweit; das dumpfe Gebrüll
gleicht dem fernen Donner des Meeres. Wo die Heerden des amerikanischen
Büffels eine Zeitlang geweidet haben, da ist der Boden wie abgeschoren;
denn was sie nicht fressen, zerstampfen sie mit den Klanen. Hundepttauscnde
dieser Thiere werden alljährlich gctödtet, wie sich aus der großen Zahl der
zum Verkaufe ausgebotenen Häute erkennen läßt; trotzdem ist der Unter-
gang des in so außerordentlicher Zahl vorkommenden Geschlechtes noch nicht
zu befürchten. — Dem Indianer ist der Bison das, was dem Lappen das
Nennthier und dem Araber das Kameel ist. Das Fleisch des Thieres ist
sein Brod; der dichte Pelz dient ihm als Mantel, die gegerbten Felle benutzt
er zum Decken seiner Hütte und zur Lagerstätte, auch weiß er sich aus den-
selben Sattel, Zügel und Niemenwerk zu bereiten. Aus den Hörnern macht
er Löffel und anderes Geräthe, mit den Knochen verstärkt er seine Kriegs-
keulen; kurz, alle Körpertheile weiß er zu benutzen. Die so beliebte Büsfel-
jagd ist indessen mit- manchen Gefahren verbunden. Die Jäger suchen die
Führer der Heerde von den übrigen zu trennen, wodurch dieselben in Un-
ordnung gerathen und nach allen Seilen auseinander stieben. Der gellende
Schrei, mit dem der Indianer auf schnellem Rosse in die Büffelherde sprengt,
der dichte Wald von Hörnern, in dem er plötzlich verschwindet, das donnernde
Gebrüll der schwarzen, lebendigen Masse, das strömende Blut der Verwun-