1848 -
Schwelm
: Scherz
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Unsichtbare, Allgegenwärtige: Ich bin — bin Allmacht, Weis-
heit und Güte; richte an mir dich ans, du Kind der Erde,
so wirst du groß.
Iv. Parabel n.
1. Die Sonne.
In einer gottseligen Gesellschaft kam die Rede auf die
Sonne, und einer der Anwesenden sagte: Gott lässet seine
Sonne täglich ausgehen über die Bösen und über die Guten
(Matth 5, 45.). Und, leider! die Bösen achten es so wenig,
wie das Vieh, und die Frommen nehmen es auch nicht immer
genügend zu Herzen. Wie wenig Menschen mögen unter der
Sonne leben, die in Anschauung dieses überaus herrlichen
Gestirns zum Lobe und zur Liebe des allgewaltigen Schöpfers
ermuntert werden? Und doch ist die Sonne ein so herrliches
Wunder der Allmacht, Weisheit und Güte Gottes, eine so
große Wohlthat für alle Menschen, ja für die ganze sichtbare
Schöpfung! So stellt auch der Heiland in den oben ange-
führten Worten sie uns dar, und er sagt nicht ohne Ursache:
„seine Sonne." — Ein Anderer bemerkte hieraus: Ihr habe
sehr wohl geredet; erlaubt aber, daß ich noch Einiges hinzu-
setze. Der allmächtige, weise und gütige Schöpfer hat sich
in diesem herrlichen Wunder gar stattlich abgebildet. Die
Sonne ist die Quelle des natürlichen Lichts, der Ursprung
aller schaffenden Kräfte, gleichsam das Herz der Natur, die
Seele der Welt. Sehet, so ist auch unser Gott! Ein ewiger
Vrnnquell, von dem alles, was gut ist, ausströmt; ein allzeit
brennendes, liebliches Feuer; ein ewig leuchtendes, herrliches
Licht; eine stets wallende und fließende Liebe; ein immer leben-
diges , wirkendes, treibendes Wesen, aus dem alles, was da
ist, ursprünglich herrührt. — Lasset uns aber noch mehr be-
denken! Gottes Kinder müssen Gottes Nachfolger, müssen
sterbliche Götter und Sonnen aus Erden sein. Gottes Barm-
herzigkeit ist alle Morgen neu (Klaget. 3, 23.), die Sonne
gehet alle Morgen mit Freuden auf, und ein Kind Gottes
erneuert täglich seinen Vorsatz, Jedermann zu dienen, zu ra-
then und zu helfen, und ist, nach der Art seines Gottes, willi-
ger zu geben, als zu nehmen. So unmöglich es ist, daß die
Sonne ohne Licht, so unmöglich ist es auch, daß ein Christ
ohne Liebe sei, ohne Leutseligkeit, ohne Dienstwilligkeit, ohne
Begierde, Gutes zu thun.