1808 -
Innsbruck
: Wagner
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
zur Beförderung guter Gesinnungen re. Zb
16. Der Unzufriedene.
dolph hatte wohlhabende und sehr gütige Eltern»
Da sie nur den einzigen Cohn hatten, so wandten sie sehr
viel an ihn, und Adolph hatte daher alles, was er sich
nur wünschen mochte: gute Kleider, alle Tage gut zu
essen, und manches Vergnügen» Aber eben darum,
weil es ihm zu wohl gieng, wurde er ungenügsam und
unzufrieden, das heißt: erfreute sich niemals über das,
was er hatte, und fand immer etwas daran zu tadeln,
daher er beständig etwas anderes und besseres verlang-
te. Wenn er z. einen neuen Rock bekam, so hat-
te er bald an den Knöpfen etwas auszusetzen, oder er
war ihm zu weit, zu lang, zu eng u. s. w. Giengen
seine Eltern mit ihm spazieren, so klagte er bald über die Hi-
tze, bald über den weiten Weg, seufzte beständig, und
sagte fast alle Augenblicke: wenn wir doch nur erst da
waren! War man endlich angekommen, so gefiel es ihm
wieder an diesem Orte nicht, und er wünschte, daß
seine Eltern mit ihm nach einem andern Orte gegangen
wären. Auf diese Art verbitterte sich der unzufriedene
Adolph fast jedes Vergnügen, und wurde seines Lebens
nicht froh. Er hatte keine Freunde, denn wer möchte
wohl gern mit einem solchen Unzufriedenen umgehen?
Er hatte aber auch fast niemals ein fröhliches Herz,
und genoß das Gute, welches er hatte, wenig oder gar
Nicht. Möchtet ihr ihm wohl ähnlich werden?
17. Der Barmherzige.
»^unz und Klaus giengen an einem sehr kalten
Wintertage mit einander über Feld. An der Straße
fanden sie einen unbekannten Menschen im Schnee
liegen, welcher fest zu schlafen schien. Kunz hatte
Mitleiden mit ihm, und aus Besorgnisi, daß er er-
frieren möchte, näherte er sich ihm, um ihn aus dem
Schlafe zu wecken. Aber so viel er ihn auch rüttelte,
so erwachte er doch Nicht. Den kannst du lange rüt-
teln , rief Klaus lachend, er wird nicht aufwachen,
er ist betrunken; laß den Kerl liegen, und komm, es
ist kalt. Nein, antwortete Kunz, so unbarmherzig