1808 -
Innsbruck
: Wagner
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
So
Erzählungen
Bette, und wollte zur Thür hinaus, als die weiße Ges
sialt vor ihn trat, und ihn packte. Ohnmächtig stürzte
Ferdinand auf die Erde, und gab keinen Laut von sich.
Endlich merkten die bösen Buben, was sie mit ihrem
unbesonnenen Spaße angerichtet hatten, und wollten
nun den armen Ferdinand aus seinem Irrthum reißen;
aber jetzt war es zu spat, Ferdinand lag leblos da.
Angstvoll riefen sie ihre Eitern herbei, und mtt großer
Mühe ward der ohnmächtige Ferdinand wieder ins Le-
den gebracht, aber er erholte sich so bald nicht wieder,
beim ein hitziges Fieber war die Folge der Angst,
weiche er ausgestanden hatte. Nun bereueten die bei-
den Knaben ihren Spaß, denn sie hatten sich nicht
vorgestellt, daß er so übe! ablaufen könnte. Der Va-
ter strafte sie sehr hart dafür, und bemühte sich, Fer-
dinanden von seiner thörichten Furchtsamkeit nach und
nach zu befreien.
41» Ehrlich währt am längstem
$
-Leonhard war zwölf Jahr alt, als er das Unglück
hatte, daß ihm sein Vater starb. Nun hatte er kei-
nen Versorger mehr, denn seine Mutter war so kränk-
lich , daß sie ihn unmöglich mit ihrer Hände Arbeit er-
nähren konnte. Leonhard faßte daher den Entschluß,
selbst sein Unterkommen zu suchen, um seiner Mutter
nicht zur Last zu fallen. Kann ich doch fertig lesen,
schreiben und rechnen, dachte er bei sich selbst; wie
sollte ich nicht durch die Welt kommen, wenn ich flei-
ßig und ehrlich bin. Er nahm von seiner Mutier Ab-
schied, und wanderte nach einer nahe gelegenen Stadt,
wo ein Freund seines Vaters wohnte, der ein wohlha-
bender Kaufmann war. Bei diesem meldete sich Leon-
hard, erzählte ihm sein trauriges Schicksal, und bat
ihn um Unterstützung. Gern will ich vom Morgen bis
zum Abend arbeiten, sagteer, wenn Sie sich um' mei-
ner annehmen wollen. Herr Schulz (so hieß der
Kaufmann) war bereit, den vaterlosen Knaben in sein
Heus und m seine Dienste zu nehmen, wenn er ver-
spräche, ihm treu und ehrlich zu dienen. T as versprach
Lepnhard mit so vieler Treuherzigkeit, daß Herr Schulz
Zu-