Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Für Mittelklassen - S. 20

1867 - Altenburg : Bonde
20 bis die Wölfe herankamen; dann überließ er es ihnen zur Beute. Es schien, als sollten sie dadurch einen Vorsprung gewinnen; aber nicht lange, so war ein Theil der Wölfe wieder hinter ihnen her, und einige schickten sich an, in den Schlitten zu springen. Der Edelmann gab sich verloren. Da sagte Jakob: Herr, nun will ich in Gottes Namen auch noch das Letzte für euch thun. Dort sind schon die Lichter von Ostrowo, und ihr könnt das Städt- lein erreichen, wenn ich nur auf ein paar Minuten euch die Bestien vom Halse halte. Sorgt für mein Weib und meine Kinder! Damit zog er den Säbel, sprang aus dem Schlitten und stürzte sich mitten unter die Wölfe. Diese stutzten, fielen ihn aber dann wüthend an und übermannten ihn endlich. Sein Herr war mittlerweile unversehrt entkommen. Schnell nahm er Leute zu sich und eilte in den Wald zurück; aber er fand nur die Gebeine seines treuen Knechtes. Die sammelte er und ließ sie begraben. Das Weib aber und die Kinder desselben versorgte er väterlich. 40. Treue einer Magd. Sie heißt la Blonde und diente 23 Jahre bei ihrer Herrschaft und hätte länger bei derselben gedient, wenn die Meistersleute länger gelebt hätten. Lange Jahre ging es bei dem Pelzhändler Maignon zu Paris nach dem Schnürlein, und la Blonde bekam die guten Tage der Herrschaft auch zu spüren und konnte in dieser Zeit 350 Thaler Spargeld auf die Seite legen. Aber nun wandte sich das Blättlein. Der Pelzh ndler machte Bankerott und gerieth in die bitterste Armuth. Da hätte eine andere Magd gedacht: Ja, da bin ich kein Narr. Hat das Glück meine Herrschaft ver- lassen , werd' ich auch um eine andere mich umsehen dürfen. Nicht so la Blonde. Am guten Tage war sie guter Dinge gewesen, und den bösen nahm sie jetzt auch für gut und blieb, selbst als ihr die Frau sagte, daß sie in ihren betrübten Umständen auf keinen Lohn rechnen könne. Kummer und Sorge nagten an des Pelzhändlers Leben; in Jahresfrist starb er und hinterließ nichts als eine kränkliche Frau und zwei Waislein, und einen Edelstein — das war die Magd. Da la Blonde der kranken Frau und der Kindlein pflegen mußte, wurde nichts verdient, sondern nur gebraucht, und als die Pelzhändlerin alles Entbehrliche verkauft hatte, brach la Blonde ihr Spargcld an und holte nach und nach davon, bis das auch aufgebraucht war. Zum Glück starb zu dieser Zeit eine Base der Magd und hinterließ ihr ein Erbe, das jährlich seine 50 Thaler trug. Auch die gab la Blonde hin, und als auch das in dem theuren Paris nicht lange herhielt, verkaufte sie Kleider und andere Sachen von Werth, und zuletzt suchte sie als Kranken- wärterin die Nächte über etwas zu verdienen, während sie am Tage der kranken Frau pflegte. Als diese starb, wollte man die armen Kinder in ein Spital aufnehmen; aber la Blonde erklärte: So lange ich lebe, sollen die beiden Kinder an mir eine Mutter haben. Schon wollte sie mit den Waislein nach ihrem Geburtsort Nüel aufbrechen, weil sie dort billiger durchzukommen hoffte, da ruft sie eines Tages der kinderlose Charpentier, ein wohlhabender Zuckerbäcker, und spricht: Hört la Blonde, Ihr braucht nicht fortzuziehen; ich brauche iw meinen alten Tagen eine rechtschaffene Haushälterin. Da hab ich gedacht, Ihr zieht mit den beiden Waislein zu mir, dann haben sie einen Vater und eine Mutter und ich habe eine Haushälterin; so ist allen geholfen. Mit Freuden willigte die treue Seele ein und ihr Ende war lieblich und sanft wie das Abendroth nach einem schönen Tage, und ich denke, sie werde auch weit oben rechts zu erfragen sein am Tage der Vergeltung.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer