1867 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: ,
- Hrsg.: Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
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Den Kiefern sind besonders der gemeine Kiefernspanner und der
Kieferntrieb Wickler schädlich. Jener ist nicht gerade groß, wird aber
durch seine Raupen, welche wie kleine Aststückchen aussehen, verderblich ge-
nug, da diese stellenweise in großen Mengen auftreten und dann besonders
die jüngeren Bäume angreifen.
Viel versteckter, als alle die genannten Schmetterlinge, hält sich der
Kieserntrieb Wickler. In den Waldungen, in denen er haust, sieht man
im Juni unansehnliche Motten herumschwärmen. Der Förster kennt die
ungebetenen Gäste und sucht ihre Zahl durch Leuchtfeuer zu vermindern, die
er an verschiedenen Stellen im Walde anzündet. Tausende von Motten
folgen dem Hellen Scheine und versengen sich in den Flammen. Die weib-
liche Motte schiebt ihre Eier an die Knospen der Kiefer, die sich in dieser
Jahreszeit bereits ausgebildet haben. Die ausschlüpfenden Räupchen bohren
sich in das weiche Mark ein -und zehren davon. Haben sie eine Knospe
ausgefressen (Fig. 5), so bohren sie sich durch, bauen einen verdeckten Gang
aus Harz und Gespinnst nach der Nachbarknospe und fangen dort das Werk
von neuem an. Das Dasein der verborgenen Zerstörer zeigt sich gewöhnlich
erst im Frühjahre; viele Triebe sterben ab, andere verkrüppeln zu bogenför-
migen Aststückchen und bilden die sogenannten Posthörner.
274. Das Moos.
1. Unten am Waldesboden lebt ein winziges Geschlecht beschei-
den und harmlos, das Moos. Seine Pflänzchen sind die Zwerge
der Pflanzenwelt. Die grössten davon sind nicht länger als ein
Finger; viele sind nicht grösser als ein Nadelknopf. Wie zierlich
überziehen sie den Grund des Waldes! Hier wölben sie dichte
Polster von dunkelgrüner Farbe; sie tragen lange, goldgelbe Fäden
mit Knöpfen und goldgelben Kronen darauf. Dort bilden gelblich
grüne Pflänzchen mit vielen Ästen weiche Ruhekissen. Mehr als
100 verschiedene Arten von Moosen leben still in Wald und Sumpf,
an Stämmen und Felsenwänden, an Mauern und auf Dächern. Wie
schwach ist doch solch ein kleines Pflänzchen! Sein Stämmchen,
von schöngeformten Blättchen dicht umhüllt, ist kaum so stark wie
ein Fädchen Zwirn. Der liebe Gott hat aber immer grosse Gesell-
schaften, tausend und aber tausend solcher Pflänzchen neben einander
wachsen lassen. Diese kleinen Zwerglein richten in Gesellschaft
manches aus.
2. Wenn im rauhen Herbst die Bäume ihre gelben Blätter
verlieren, dann ist das Moos am schönsten grün und wächst am
besten. Es fängt die Eicheln, Bucheckern und Nüsse auf und um-
hüllt sie weich und warm. Es kriecht an den Stämmen empor und
ist ein warmes Winterkleid für sie. Die tausend Käferchen des
Sommers suchen sich Verstecke, wenn der rauhe Winter kommt.
Wohin sollen sie ziehen? Sie kriechen ins warme, weiche Moos-
lager und schlafen da den ganzen langen Winter hindurch. Hier
liegen runde Häufchen Spinneneier, dort ähnliche von Schmetter-
lingen. Hier hat eine Raupe ihr Winterlager ausgesucht; dort ruht
zusammengerollt eine Blindschleiche. Jetzt thaut der Schnee. Das
Moos hält noch lange das Wasser fest und reicht jedem sein Tröpf-
chen: der Eichel, der Haselnuss, den Samenkörnchen von der