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1. Für Mittelklassen - S. 198

1867 - Altenburg : Bonde
198 Unterthan. Es muß jedoch ein sanftes Regiment sein, das sie, ausübt; die Wasser im Westkreise können es kaum erwarten, zur Saale zu kommen, raschen Laufes eilen sie durch die tiefen Thäler und zanken dabei auf jeden Stein und aus jede Mühle, welche sie aufhält. Wer viel ißt, wird groß und dick. Daher ist es denn kein Wunder, daß die Saale schon im Westkreise ein gar stattlicher Fluß ist. Zwischen ihren weiten Ufern fließen gewaltige Wassermassen dahin. An ihrer Frische und Klarheit, an ihrem schnellen Laufe merkt man, daß die Saale hier noch in ihrer Jugendzeit steht, noch nicht verdrossenen und trüben Angesichtes von wegen der vielen und schweren Arbeiten, zu denen sie später gezwungen wird, noch nicht müde vom langen Wege. Vom Leuchtenburger Berge aus gewährt das breite Silberband in seinen vielen Windungen das Thal herab einen . wunderschönen Anblick, zumal wenn die Abendsonne die Fluthen purpurroth färbt oder gar in lauer Sommernacht der Vollmond in tausend Lichtern auf den Wellen tanzt. So kurz der Weg ist, welchen die Saale durch unser Land nimmt, so groß ist der Segen, welchen sie auf ihrem Wege austheilt. Die Anwohner danken ihren Anschwemmungen die weiten Äcker und Wiesen , welche sich an den Usern hinziehen, und ihrer Bewässerung die große Fruchtbarkeit, durch welche sich das Saalthal auszeichnet. Den Fischern gibt sie das tägliche Brot, und die Flößer brauchen sie im Frühlinge als Post und Eisenbahn; Müllern und Fabrikanten dient sie als Geselle, Handlanger oder Tagelöhner. Selbst ihre Überschwemmungen sehen die Leute nicht ungern, wenn sie nicht zu gewaltig sind, und wenn sie Ausgang Winters kommen; gewöhnlich folgt ihnen eine reiche Ernte. Manchmal freilich richten ihre Fluthen namentlich bei großen Eisgängen und nach heftigen Gewittergüssen an Brücken, Häusern und Feldern außerordentlichen Schaden an. Am schlimmsten haben es in solchen Fällen die Einwohner des auf einer Insel zwischen Saale und Mühl- graben gelegenen Dorfes Kleinkrosse u. Ihnen ist das Wasser mehr als einmal zu den Fenstern hineingestiegen, und während Stühle und Tische, Betten und Wiegen in der Stube umherschwammen, haben sie auf dem Bo- den, ja einige Male gar aus dem Ofen angstvolle halbe Stunden zubringen müssen, ehe aus der Nachbarschaft Hülfe kam. 287. Orlamünda. Die westlichste Stadt unseres Landes ist Orlamünda. Sie liegt auf dem linken Ufer der Saale da, wo diese aus dem Gebirge in das Thal tritt, nicht weit von der Stelle, wo die Orla mündet. Weit und breit kannst du in den deutschen Landen uncherwandern, ehe du wieder eine Stadt von so schöner Lage findest. Mit Recht hat man sie dem Neste eines Adlers verglichen, der auf scheinbar^ unzugänglicher Klippe wohnt. Kirchthurm auf Kirchthurm müßtest du setzen, wolltest du vorn Spiegel der rauschenden Saale in gerader Linie den Gipfel des roth- und weißgestreiften Felsens erreichen, auf welchem die Stadt gelegen ist. Unvergleichlich schön ist die Aussicht, welche vom Himmelsgarten aus vor unseren Augen sich aufthut. Zu unseren Füßen haben wir eine frucht- bare Aue, welche durch die Saale und ihre Zuflüsse Leben und besonderen Reiz erhält. Zur Linken fesselt die Leuchtenburg auf stolzer Höhe unsere Blicke, und Bild drängt sich in stetem Wechsel an Bild auf den Wald- höhen, welche die Fernsicht begränzen. Das ist ein Land hier fast so lustig wie Frankreich, sagte Kaiser Karl V. zu seinem Stallmeister, einem
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