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1. Für Mittelklassen - S. 215

1867 - Altenburg : Bonde
215 schwärzlicher Farbe, bald größer, bald kleiner, hier und da noch Wohl er- halten, meistens aber in lauter Scherben zerbrochen. Gewöhnlich stehen sie zu den Füßen oder zu den Häuptern der Begrabenen. Die großen, meint man, haben zur Aufbewahrung der Asche und der vom Brande übrig geblie- benen Knochen gedient; in den kleinen scheint man Speise und Trank auf- gehoben zu haben, welche die Verstorbenen auf ihrer Reise in das Todten- land als Wegzehrung brauchen sollten. Von Schmucksachen hat man Arm- ringe aus Bronze, einer Verbindung von Kupfer und Zinn, und kupferne Schmucknadeln gefunden, von Hausgeräthen Messer aus Feuer- und Schie- ferstein, von Waffen steinerne Streithämmer und Pfeilspitzen von Erz oder Feuerstein, nirgends aber eine Spur von Eisen und eisernen Sachen, so daß die Errichtung dieser Hügel in eine Zeit fallen muß, in welcher das Eisen und seine Bearbeitung unseren Vorfahren noch ganz unbekannt gewesen ist. Die Art und Weise, in welcher die alten Deutschen ihre Todten be- gruben, hängt genau mit den Vorstellungen zusammen, welche sie sich von dem Leben nach dem Tode machten. Alle Braven und im ehrlichen Kampfe Gefallenen kamen nach Walhalla, einer großen, schönen Stadt mit 548 Tho- ren. In ihrer Mitte steht ein glänzender Goldpalast, der bis in die Wolken reicht. Täglich reiten die Helden hinaus vor die Thore der Stadt und haben ihre Freude an großen Kämpfen. Sie durchbohren sich mit den Spießen, spalten sich die Köpfe und hauen so gewaltig aufeinander los, daß Arme und Beine umherfliegen. Ist der Kampf zu Ende, so holt sich jeder seinen Arm oder sein Bein oder seinen halben Kopf wieder, und alle reiten gesund und munter nach Walhalla zurück. Hier ergötzen sie sich an dem festlichen Mahle, bei welchem aus den Hörnern des Ur und aus den Schädeln der auf Erden erschlagenen Feinde Meth getrunken und das Fleisch eines riesigen Ebers gegessen wird, an welchem das Beste ist, daß über Nacht alles wieder an- und nachwächst, was bei dem Mahle von ihm abge- schnitten wurde. Auf den Steinen und Kreuzen der Christengräber lesen wir den einen oder den anderen Bibelspruch. Was steht in unsichtbarer und doch leserlicher Schrift auf diesen Hünengräbern? Alles Fleisch ist wie Heu und alle Herr- lichkeit der Menschen wie des Grases Blume, und: Christus hat dem Tode die Macht genommen und Leben und unvergängliches Wesen an das Licht gebracht, und: Herr lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. 299. Wie die Leute in unserem Lande Christen geworden sind. Ungefähr sechs hundert Jahre nach Christi Geburt zogen sich die Deut- schen aus dem Landstriche zwischen Saale und Elbe zurück. Derselbe wurde von den Wenden in Besitz genommen, einem Slawischen Volksstamme, von welchem wahrscheinlich die Bauern im Ostkreise abstammen. Die Wenden waren, wie die alten Deutschen, Heiden. Einer ihrer vornehmsten Götter war Zernebog, der schwarze Gott, von welchem alles Übel und alle Sünde in der Welt herrührt, der Herr der Finsterniß; an ihn erinnern noch heute die Dörfer Zschernitzsch bei Altenburg und bei Schmölln. Swan- tewit war der Gott des Glückes und der Fruchtbarkeit, sein Bild hatte vier Köpfe und sein Zeichen war ein großes Horn voll Meth, nach ihm ist das Dorf Schwanditz benannt. Der Gott der Sonne und des Krieges war Radegast. Die Brust dieses Götzen bedeckte ein Schild, auf welchem sich
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