1867 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: ,
- Hrsg.: Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
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gelassen und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben und ihre
Herzen erfüllet habe mit Speise und Freude. An dem einen Orte hieb er
einen heiligen Baum um, unter welchem die Heiden ihre Opfer darbrachten,
\ und pflanzte an seiner Stelle das Kreuz auf. An einem anderen Orte zer-
trümmerte er mit gewaltigen Axtschlägen das Götzenbild, und das Volk
wartete vergeblich darauf, daß der zornige Gott seinen Feind durch einen
Blitzstrahl niederschmettern oder von Bären zerfleischen lassen würde.
Wohl fiel der Same. den Boso und seine Mönche ausstreuten, hier
und da auf den Weg, da die Vögel kamen und fraßen ihn auf; oft fiel er
aber auch auf gutes Lano und trug seine Frucht. Anfangs nahmen nur
wenige das Evangelium an, allmälig wurden ihrer mehr und mehr. Waren
in einer Gegend ziemlich viele für Christum gewonnen worden, so wurde
eine Kirche erbaut, und das Kreuz auf ihrer Spitze verkündete weithin, was
für einem Könige der Landstrich gehörte. Eine der ältesten, vielleicht gar
die älteste Kirche im Ostkreise war die zu Altkirchen bei Schmölln. Sie
war zuerst aus Holz gebaut (zwischen 1079 und 1109); durch Feuer zer-
stört, wurde sie aus Steinen aufgeführt und 1140 von Udo, Bischof in
Zeitz, eingeweiht. Nicht weniger als zwei und dreißig Dörfer waren in
diese Kirche gewiesen; ihre Einwohner besuchten hier die Gottesdienste, ließen
hier sich trauen, hier ihre Kinder taufen, hier sich begraben. Die meisten
dieser Dörfer gehören noch heute zum Kirchsprengel Altkirchen; nur einige,
wie Göllnitz und Lumpzig, haben seitdem ihre eigenen Kirchen erhalten, an-
dere, wie Lucinsdorf, Losdowa, Zossane u. s. w. sind im Laufe der Zeit
verschwunden.
300. Die Gründung des Klosters in Schmölln.
Vor alten Zeiten stand in Schmölln auf dem Raume, der zwischen
der Kirche und dem Rathhause liegt, eine große Burg. Sie war der
Sitz des Grafen Bruno im Meißner-Gaue, jenem Striche, welche» nach
der jetzigen Eintheilung des Landes die Gerichtsämter Altenburg und
Schmölln umfaßt.
Es ist ein schöner Tag des Jahres 1127 und ein lautes Treiben
auf dem Burghofe in Schmölln. Mitten auf dem Platze unterhalten sich
lebhaft einige edle Jünglinge, während sich hinter ihnen unter lautem
Toben die Knechte abmühen, gewaltige Hirsch- und Sauhunde zusammen
zu halten. Jetzt setzt sich der Zug in Bewegung, an seiner Spitze Ötwin,
des Grafen Bruno einziger Sohn. Er zieht aus, um mit seinen Freun-
den in den großen Wäldern, welche rechts und links von der Sprotte
sich weithin strecken, an der Jagd sich zu vergnügen. Voll Freude über
die reiche Beute kehren die Jäger gegen Abend nach Hause zurück. Da
bricht am Abhange des Berges, welcher sich hinter dem jetzigen Schieß-
bause erhebt, ein mächtiger Eber aus dem Gebüsche. Allen voraus eilt
Otwin ihm nach. Es gelingt ihm, dem Thiere mehrere Wunden beizu-
bringen, und schon hofft er, seiner Herr zu werden, als der Eber mit
blitzschneller Wendung an seinem Feinde in die Höhe springt und durch
ein rasches Zurückwerfen des Kopfes mit seinen furchtbaren Hauern ihm
den Leib aufreißt, daß die Eingeweide auf die Erde fallen. Entsetzt
umstehen die Gefährten den sterbenden Jüngling, die Knechte machen aus
Zweigen eine Bahre, und als eine blasse Leiche bringen sie mit dem
Abende den zurück, welcher am Morgen in Lebensmuth und Jugend-
frische ausgegangen war.