1870 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
10. Er las nun alle Morgen, las alle Abend’ drin, es
blieb ihm nicht verborgen der Offenbarung Sinn.
11. Er las daraus, was nütze zur Lehr’ und Bess’rung
ist, was vor der Sünde schütze, und ward ein echter Christ.
12. Er ward ein Fürst vollkommen nach Gottes heil’gem
Wort. Man nennt ihn schön den Frommen und ehrt ihn fort
und fort.
53. Sprüche und Sprüchwörter.
Gott hat dem Menschen zwei Bücher vorgelegt, darin er sich wohl
soll umsehen: das Buch der Natur und die heilige Schrift. Denn weil
das erste Buch etwas schwer und undeutlich zu lesen war, wie an den
Heiden und ihrem thörichten Aberglauben zu sehen, so ist das andere
noch dazu gekommen. — Die Natur ist eine Hand Gottes, die Gnade
sein Herz; diese Hand zu küssen und an diesem Herzen zu ruhen, das
ist ein Gang durch Zeit und Ewigkeit. — Natur, Gottes Spur, der Mensch,
Gottes Bild, Christus, des Vaters Ebenbild, Gott das Leben, das Licht,
die Liebe. — Drei Testamente reden, Mensch, von deines Gottes Wesen:
willst du das erste recht versteh’n, musst du im zweiten lesen; willst
wieder du in’s zweit’ hinein, musst du des dritten kundig sein. — Ich
habe nun, sagt Luther, etliche Jahre die Bibel jährlich zweimal aus-
gelesen, und wenn sie ein grosser mächtiger Baum wäre, und alle Worte
wären Ästlein und Zweiglein, so habe ich doch an allen Ästlein und
Zweiglein angeklopft und gern wissen wollen, was daran wäre, und was
sie vermöchte, und allezeit noch ein paar Früchte heruntergeklopft. —
Die heilige Schrift ist wie ein wohlriechendes Kräutlein; je mehr du es
reibst, je mehr duftet es. — Es steht alles in der Bibel, es stehen
alle in der Bibel, die sonst in keinem Testamente bedacht sind, hier
sind sie es in zweien. — Nur die dunkeln Stellen unseres Herzens machen
es, dass wir so viele dunkle Bibelstellen finden. — Als Johannn dem Be-
ständigen, dessen Wahlspruch war: Gottes Wort bleibet in Ewigkeit,
während seiner Gefangenschaft in Augsburg von Kaiser Karl V. die
Anhörung evangelischer Predigten verboten wurde, liess er ihm sagen,
dass er des reinen Wortes Gottes so wenig entbehren könne, als der
Speise und des Trankes. — Gott im Herzen, die Schrift in der Hand,
fährest du wohl zu Wasser und Land. — Lerne, als lebtest du immer-
fort, lebe, als müsstest du morgen schon fort.-Wie einer liest in
der Bibel, so steht an seinem Hause der Giebel. — Die Bibel ist ein
goldnes Buch, ein Edelstein jedweder Spruch. — Je tiefer man gräbt,
desto mehr Wasser man findet. — Licht bleibt Licht, sieht’s gleich der
Blinde nicht. — Dass viele irre gehen, macht den Weg nicht richtig. —
54. Die Bibelgesellschaften.
Brüssel und Halle liegen ein gut Stück aus einander, und doch
hat sie einmal Gott in der Geschichte seines Reiches einander so nahe
gebracht, Wie in der alten Hahnenfibel das A und das B einander
nahe sind. In Brüssel hat er nämlich einen gezwungen, A zu sagen.