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1. Für Oberklassen - S. 191

1870 - Altenburg : Bonde
191 sprang nackt zwischen nackten Schwertern und Lanzenspitzen einher; solcher Schwerttanz war das einzige Schauspiel, an dem das Volk Gefallen fand. Wie der Spartaner, ehrte auch der Deutsche das Alter hoch und mehr, als alle anderen Heiden, das Weib. Was die Deut- schen versprachen, hielten sie treulich: „Hier hast du meine Hand darauf!" sagten sie bieder und reichten die Rechte dar. Und das galt so viel, wie ein Eidschwur. — Von dem lebendigen Gotte wußten sie nichts. Sie beteten Götzen an: die Sonne, den Mond, ihren Stammvater Teut, den Wodan (Guodan, Guten, Allvater), den Donnergott Thor, die Ehegöttin Freia und noch manche andere. Von den genannten haben unsere Wochentage ihre Namen. — Die Deutschen glaubten an ein ewiges Leben, aber sie hatten wunderliche Vorstellungen davon. „Die Tapferen," sagten sie, „kommen in Walhalla (den Himmel), und da ist ewige Freude, ewige Lust. Die Seligen schmausen einen unbe- schreiblich großen, leckeren Eber, an dem Nachts wieder anwächst, was am Tage davon abgegessen wird. Den ganzen Tag über werden Lust- kämpfe gehalten, und des Nachts heilen alle Wunden wieder zu. Die Feigen aber kommen in die Hela (Hölle) und müssen ewig Hunger leiden und können nimmer sterben!" 220. Hermann. Gegen das Jahr 9 nach Christi Geburt führte der römische Statt- halter Var us in Deutschland den Befehl. Er hielt schon auf römische Weise Gericht; römische Advocaten legten das Recht mit aller Spitz- findigkeit aus, und, was die Deutschen am meisten aufbrachte, Varus ließ nach römischer Sitte die Beile mit den Ruthenbündeln vor sich hertragen, welche ein Zeichen seines Rechts über Leben und Tod und zu körperlicher Züchtigung sein sollten. Eine Züchtigung aber mit Schlägen wäre dem freien deutschen Manne die entsetzlichste Beschimpfung gewesen. Die Gegenden zwischen dem Rheine und der Weser schimen dem Varus schon so gut wie' Unterthan. Da regte sich der Groll der Deutschen, und sie dachten darauf, den zudringlichen Fremdling los zu werden. Unter dem Volke der Cherusker stand ein Jüngling auf, der schon eine Zeit lang im römischen Heere gedient, die Kunst des Krieges erlernt und selbst die römische Ritterwürde erlangt hatte. Er hieß Hermann oder Armin. Ein schöner und gewaltiger Held, edeln Geschlechts, untadelig von Sitten, klug wie wenige seines Volks, von feuriger Beredtsamkeit und glühend für die Freiheit, gewann er leicht die Herzen aller deutschen Männer und Jünglinge und ward der Stifter eines großen Bundes. In einer nächtlichen Versammlung im Walde schwuren sie allen Römern in Deutschland den Untergang. So geheim indeß das Unternehmen betrieben wurde, so wurde es doch dem Varus verrathen. Aber Varus hielt die Deutschen für zu dumm und sich für zu mächtig, als daß er irgend eine Gefahr hätte fürchten dürfen. Als der Herbst des Jahres 9 n. Chr. gekommen war, schritt Her- mann zur Ausführung des Planes. Varus wurde von seinem festen Lagerplatze weg und immer tiefer in die deutschen Wälder hineingelockt.
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