1870 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
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kleineren Kriegen, die er durchgekämpft hatte, die ewige Ruhe. Er
starb, wo er geboren war, auf dem Schlosse in Altenburg. Man hüllte
die Leiche in ein schwarzwollenes Gewand, legte sie in einen Sarg von
Kiefernholz und brachte sie in aller Stille nach Meißen. Hier im
Dome, >wo Friedrich schon früher seine Begräbnißkapelle für sich und
seine Nachkommen errichtet hatte, versenkte man ihn an verborgener
Stelle in ein ungewöhnlich tiefes Grab, in Altenburg aber wurde zum
Scheine ein Grabmal aufgestellt. Man fürchtete nämlich, die Hussiten
würden von neuem einfallen und Rache nehmen an den Gebeinen
ihres heftigsten Widersachers.
235. Die Hussiten in Altenburg.
Im Jahre 1430 kamen die Hussiten vor Altenburg und lagerten
sich auf den Propsteifeldern hinter der Leiste. Weil nun die meisten
Einwohner theils in die benachbarten Städte, theils auf das Schloß
geflüchtet waren, nahmen jene die Stadt ohne Widerstand ein und
plünderten, wo sie etwas fanden. Mit dieser Beute noch nicht zufrieden,
forderten sie das Schloß zur Übergabe auf; allein dieses wurde durch
die entschlossensten Männer vertheidigt. Da sie nun sahen, daß sie
hier nichts ausrichten würden, denn es war für die damalige Zeit eine
starke Festung, so überließen sie sich der Völlerei und verwüsteten alles
in den Kirchen, dem Rathhause und den Bürgerhäusern. Nun machten
sie in den Straßen Scheiterhaufen, warfen die in den Kirchen gefun-
denen Heiligenbilder und Geräthe, ingleichen die noch wenigen Ein-
wohner, die Alters und Schwachheit halber nicht hatten entfliehen können,
darauf und zündeten sie im Angesichte der auf dem Schlosse befindlichen
Einwohner an. Hierauf steckten sie die Stadt an zwei Orten an und
zogen ab. Die Bürger, die auf dem Schlosse waren, getrauten sich
nicht zu löschen aus Furcht, daß es ein verstellter Abzug wäre, und
mußten zusehen, wie der größte Theil ihrer Stadt ein Raub der
Flammen wurde. Nur ein einziges großes Gebäude, 3 Klöster und
der Johannitersitz blieben stehen. Neun Mönche begruben die Hus-
siten lebendig.
236. Das Ende des Bruderkriegs, 1451.
Kurfürst Friedrich der Sanftmüthige und sein Bruder Wilhelm
standen mit ihren Heeren an der Elfter unweit Gera einander
gegenüber. Da trat zu dem Kurfürsten Ritter Hermann von Harras,
derselbe, der in Herzog Wilhelms Landen in einem Tage 60 Dörfer
hatte anbrennen lassen, und sprach: „Gnädigster Herr, Euer Kur-
fürstlichen Gnaden ziehen im Namen Gottes fort. Ihr sollt heute
im Sattel ein Kurfürst, Markgraf zu Meißen und Landgraf zu
Thüringen sein; denn Euer Bruder und seine Leute sind heut den
Tag mit Gottes Hülfe in unseren Händen, daß sie uns nicht ent-
rrnnen mögen." Dem antwortete der Kurfürst sanftmüthig: „Herr
Hermann, Ihr meint es treulich und wohl; aber Herzog Wilheü»
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