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1. Für Oberklassen - S. 219

1870 - Altenburg : Bonde
219 ging er 1505 in das Kloster, um dort mit Mönchswerken Gott zu dienen und die Seligkeit zu erwerben. Aber obwohl er mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit sich fast zu Tode marterte, war er doch immer traurig; er würde verzweifelt sein, wenn ihm Gott nicht in seiner Noth einen alten Klosterbruder zugeschickt hätte. Dieser ver- wies ihn, als er ihm seine Anfechtungen klagte, auf die Worte: Ich glaube eine Vergebung der Sünden. Es sei nicht genug, im Allge- meinen zu glauben, daß etlichen vergeben werde, wie auch die Teufel glauben, daß dem David oder Petrus vergeben sei, sondern das sei Gottes Wille, daß jeglicher glaube, daß ihm vergeben werde. Im Jahre 1508 kam Luther wegen seiner sonderlichen Geschick- lichkeit und ernstlichen Frömmigkeit als Lehrer an die neue Universität nach Wittenberg. Er lehrte so gewaltig, daß sich verständige Männer sehr verwunderten und einer sagte: „Dieser Mönch wird alle Doctoren irre machen und eine neue Lehre aufbringen und die ganze römische Kirche reformiren; denn er legt sich auf der Propheten und Apostel Schrift und stehet auf Jesu Christi Wort." 15io wurde er in Klostergeschäften nach Rom geschickt, davon er später oftmals gesagt hat: „Ich wollte nicht 100,000 Gulden nehmen, daß ich Rom nicht gesehen hätte." In Andacht war Luther nach Rom gekommen und hoffte dort, den Frieden für seine Seele zu finden. Aber er entsetzte sich über die gotteslästerlichen Reden der Priester bei Tische. „Daneben ekelte mir sehr, daß sie so sicher und fein rips raps konnten Messe halten, als trieben sie ein Gaukelspiel; denn ehe ich zum Evangelio kam, hatte mein Nebenpfaffe seine Messe ausgerichtet und schrie zu mir: Immer weg, komm davon!" Und als er die Stufen an der Pilatusstiege hinauf rutschte, um mit solchem Werke Vergebung der Sünden zu verdienen, war ihm nicht anders zu Muthe, als riefe ihm eine Donnerstimme zu: Der Gerechte lebt seines Glaubens. 241. Am 31. Oktober 1517. Den 31. Oktober 1517 schlug Luther die 95 Streitsätze wider die Lehre vom Ablasse an der Thüre der Schloßkirche zu Wittenberg an. Willst du wissen, wie das so gekommen ist, mußt du mit mir die vier Meilen von Wittenberg nach Jüterbogk gehen und dich in dieser Stadt ein wenig umsehen. Hier hatten etwa vier Wochen vorher die Bürger, die Geistlichen an der Spitze, den Ablaßprediger Johann Tezel in einer feierlichen Prozession mit Kreuz und Fahnen eingeholt. Unter dem Geläute der Glocken fuhr er in die Stadt ein, indem die päpstliche Ablaßbulle auf einem Sammetkissen vor ihm hergetragen wurde. In der Stadtkirche hatte er dann ein rothes Kreuz mit des Papstes Wappen aufgerichtet und behauptete nun von diesem, es wäre so kräftig, wie das Kreuz Christi selber. Es wäre nicht Noth, Reue noch Leid oder Buße über die Sünde zu haben; wenn einer den Ablaß oder die Ab- laßbriefe bei ihm löste, so erhalte er völlige Vergebung der Sünde. Es brauche sich einer den Meineid, den er vor den Richtern geschworen, oder den Mord, den er an seinem Bruder begangen, nicht leid sein
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