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1. Für Oberklassen - S. 235

1870 - Altenburg : Bonde
235 evangelischen Fürsten erheben sich, denn stehend wollen die Stand- haften bekennen. Der Kaiser verlangt, daß das lateinische Exemplar vorgelesen werde. Kurfürst Johann aber erwiedert: „Auf deutschem Grund und Boden soll man billig in deutscher Sprache lesen und hören." Der Kaiser bewilligt es; und nun beginnt Dr. Beyer mit so lauter und vernehmlicher Stimme zu lesen, daß auch die Menge, welche draußen im Schloßhofe zusammengeströmt ist, alle Worte verstehen kann. Zwei Stunden dauerte die Vorlesung, und nach Beendigung derselben überreichte Dr. Brück beide Exemplare der Schrift dem kaiserlichen Sekretär Alexander Schweis. Der Kaiser aber griff sogleich nach dem lateinischen, das deutsche gab er dem Kurfürsten von Mainz. Der Eindruck, den dieses vorgelesene Glaubensbekenntniß auf die ganze Versammlung machte, war ein gewaltiger, denn es war ja ein Zeugniß des heiligen Geistes, ge- flossen aus dem ewig klaren Brünnlein Gottes. Selber der Kaiser, wie wenig geneigt er sonst auch den Evangelischen war, ließ ihnen doch bedeuten, daß er mit gnädigem Wohlgefallen ihr Bekenntniß vernommen. Der gelehrte Bischof von Augsburg bekannte offen, es sei alles, was vorgetesen worden, die lautere, unleugbare Wahr- heit. Herzog Wilhelm von Baiern drückte dem Kurfürsten Johann freundlich die Hand, und als er dem dabeistehenden Dr. Eck vor- warf, er habe ihm die lutherische Lehre ganz falsch vorgestellt, und dieser erwiederte, mit den Kirchenvätern getraue er sich dieselbe wohl zu widerlegen, aber nicht mit der Schrift, da sprach Herzog Wilhelm: „So merke ich wohl, die Lutherischen sitzen in der Schrift, und wir darneben." Wie diesem Baiernherzog aber ging es Vielen, welche bei der Vorlesung gegenwärtig gewesen waren, und dazu auch noch unzähligen Andern, welche die vortreffliche Bekenntniß- schrift, die sich bald in alle Gegenden der Welt hin verbreitete und in alle mögliche Sprachen übersetzt wurde, lasen. Den größten Segen von dem Bekenntnisse hatten aber die Bekenner selbst; denn nachdem sie mit einem Munde, unter einer und derselben Gefahr ein so kräftiges Zeugniß ihres Glaubens abgelegt hatten, fühlten ihre Herzen sich auch in diesem Glauben inniger verknüpft, und so standen sie nun da als ein Mann in Christo, als ein heiliger Leib des Herrn, der mit einem Geiste getauft an dem, der das Haupt ist, fort und fort wächst zu göttlicher Größe. 250. Luthers Tod. 18. Febr. 1546. Im Januar 1546 reiste Luther mit drei Söhnen nach Eisleben. Dahin hatten ihn die Grafen von Mansfeld gerufen, um Streitig- keiten zu schlichten, die zwischen ihnen unter einander und mit einigen ihrer Unterthanen entstanden waren. Unterwegs war er schon sehr schwach; doch predigte er noch viermal in Eisleben, erschien auch über Tische recht gesprächig und schrieb an seine Frau nach Wittenberg
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