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1. Für Oberklassen - S. 258

1870 - Altenburg : Bonde
258 grossen verwund erungsvollen Blick im Kreise um sich her. Dann stand er auf und traf gegen 9 Uhr in Leipzig ein; hier nahm er wie durch einen Spott Gottes das letzte Nachtlager im Gasthofe von Preussen. Des andern Morgens in der 9. Stunde, als man bereits schiessen hörte, brach Napoleon auf, um Leipzig zu verlassen. Die Strassen waren mit Flüchtlingen, Kanonen, Wagen voll gepfropft. Er kam in ein so arges Gedränge, dass seine Begleiter mit flachen Hieben in die Menge schlugen, um Schritt für Schritt Platz zu schaffen. Eine ganze Stunde verging, ehe Napoleon vom Peters- thore bis an das äussere Ende der Stadt gelangte. In sich ge- kehrt, öfters an ein Fläschchen riechend, ward er von dem Strome der Flüchtigen fortgeschoben. Eine Stunde darauf erstürmte die Königsberger Landwehr unter ihrem Major Friccius das äussere Grimmaische Thor, und nicht lange nachher drangen die Verblin- deten auch an anderen Orten in die Stadt. Gegen 2 Stunden hatte der Kampf in den Vorstädten gedauert, ehe die Verbündeten in ihnen völlig Herren waren. Die Franzosen hatten sich mit rühmlicher Ausdauer geschlagen, mehrmals angesetzt, die Einge- drungenen wieder hinaus zu werfen; die Gassen und Gärten wa- ren voll Blut und Leichen. Da trat ein Umstand ein, welcher dem weiteren Kampfe ein Ende machte. Es ging stark auf 1 Uhr, als durch die furchtsame Voreiligkeit eines französischen Feuer- werkers die Elsterbrücke in die Luft flog und damit 20,000 Fran- zosen der einzige Bückzug abgeschnitten wurde. Was noch an alten Banden der Zucht gehalten hatte, riss nun; alles löste sich auf. Tausende warfen ihre Waffen weg und eilten der Elster zu, viele hundert aber fanden in dem angeschwollenen Wasser ihr Grab, unter ihnen der polnische Fürst Poniatowski, vor zwei Ta- gen erst von Napoleon zum Marschall ernannt. Noch während die Trommeln den Sturmmarsch wirbelten, während des Geknatters der Gewehre auf dem Fleischerplatze und des Werfens von Granaten durch die Franzosen hielten Alexander und Friedrich Wilhelm ihren Einzug. Der Jubel des Volkes über- stieg alle Gränzen. Alle Fenster, selbst die Dächer waren mit Menschen besetzt; tausendstimmiges Hurrah und Vivat wurde ihnen von allen Seiten zugerufen; aus allen Fenstern wurde ihnen mit Hüten'und weissen Tüchern zugewinkt, sogar mit Blumen ge- worfen. Die Schlacht der Schlachten war zu Ende ; sie hatte auf bei- den Seiten 100,000 Mann gekostet. Erbeutet hatten die Verbün- deten gegen 400 Kanonen, 900 Pulverwagen, gefangen genommen, die Verwundeten und Kranken in Leipzig mit eingerechnet, 43,000 Mann. Mehr, als alles dies, wog der Gewinn, dass Deutsch- land frei war bis zum Bheine; um Frankreich selbst zu kämpfen, war von nun an Napoleons Aufgabe.
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