1870 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
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Stolz brauset daher in blutigen
W ettern
Auf schnaubendem Rosse, den Feind
zu zerschmettern,
Der Vorwärtstreiber,
Der alte Blücher,
Der Feind der Bücher,
Der Feind der Schreiber,
Und doch ist der Marschall auser-
lesen
Selber ein guter Schreiber gewesen;
Seine Schrift war deutlich und le-
senswerth,
Seine Stahlfeder war das blanke
Schwert,
Sein Schreibpapier waren alle Lande
Von Schlesien bis zum Seinestrande,
Seine Tinte gut
Roth Feindesblut.
Damit stellt er im Schlachtengraus
Urkunden aus;
Die nie verwesen,
Die noch in tausend Jahren zu lesen.
Im heissen Zorne zuletzt
Hat der theure Held
Auf den Montmartre ein Punk-
tum gesetzt,
Wie’s keines gibt in der ganzen
Welt.
Als erobert die Ehrenbraut,
Legt er murrend sich auf die Bä-
renhaut.
Es kommt von der Katz
Doch als der grosse Korse wieder
Reckte die eisernen Riesenglieder,
Aufspringt vom Lager der alte
Held,
Stürmt hinaus in das Schlachten-
feld. —
Laut donnern und krachen die To-
desgeschosse,
Hohl bebt die Erde vom Huf der
Rosse,
Wild über ihn geht der Reiter Bahn.
Der Held sieht ruhig sein Schicksal
nah’n,
Und wie sein Vorwärts ihm klingt
in’s Ohr,
Das theure Wort,
Da rafft er sich herrlich wieder
empor,
Der starke Hort,
Und mit freudig gerührtem Weinen
Begrüssen ihn wieder die Seinen. —
Es hatten die Preussen nicht lange
geruht,
Von den Schwertern zu wischen des
Feindes Blut,
Sie hatten geruht nicht lange,
Vom Blut zu reinen die Wange.
In der Nacht, da der strömende
Regen floss,
Da rief er: „Ordnet die Schaarenl
Dragoner, Husaren,
Auf, zäumet das Ross!
>ach der Bundesgenoss.“
Bei Waterloo es donnert und
blitzt,
Herr Wellington auf der Erde sitzt;
Und wie es näher und näher kracht,
Da spricht er: ,,Ich wollt’, es wäre
Nacht,
Oder es käme, wie er verheissen,
Herr Blücher mit seinen Preussen!“
Und er hat kaum das Wort ge-
sprochen,
Da sind die Preussen hervorge-
brochen
Wettersausend.
„Ich gebe sie nui
Ob auch aus tausend
Glühenden Schlünden die ehernen
Schlangen
Verderben spei’n,
Ohne Bangen
Dringen sie ein
In die mörd’rischen Reih’n.
Und der Feind mit Entsetzen,
Als ob höllische Geister ihn hetzen,
Flüchtet wild,
Athemlos durch das Kampfgefild.
Da sprach der Feldmarschall zum
Freunde gewandt:
in deine Hand.“
Wer ist der Freund, der dritte im
Bunde?
0 Lied, gib von dem dritten Kunde!
Der dritt’ in der preussischen Hel-
denschau
Das ist Herr Neidhardt von Gnei-
sena u.
0, Gneisenau, Gneisenau, hoher
Held,
Wie sprengtest du ritterlich durch
das Feld!
Wie jagtest du sie auf und auf,
Wie stürmtest du feurig d’rauf und
d’rauf!
Die Freundin der Müden, die linde
Nacht,
Hat ihnen den Schlummer nicht ge-
bracht ;