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1. Für Oberklassen - S. 303

1870 - Altenburg : Bonde
303 Bild dessen, was an dem Falle Sichtbares ist. Auf das Ohr wirkt gleichzeitig das ungeheure Donnergetöse des Sturzes so gewaltsam, dass man es in stiller Nacht auf 2 Meilen weit hört, in der Nähe aber Niemand sein eigenes Wort vernimmt. Auch dem Gefühle macht er sich durch die Lufterschütterung und den Staubregen bemerklich, der den Zuschauer in kurzer Zeit durchnässt, wenn er sich dem Anblicke zu unbedachtsam hingibt. 290» Der Bodensee. Der Bodensee, der König der deutschen Seen, gewährt schon hinter Lindau einen anmuthigen und großartigen Anblick. Die Schweizer- berge scheinen mit ihrem Fuße in seinen blauen Fluthen zu ruhen. Von den grünen Vorbergen steigen sie zu immer höheren Alpen auf, die in blauer Ferne mit dem Himmel zusammenfließen. Dem Auge verlängert sich der See unwillkührlich bis in die tiefen Thäler der Graubündener Alpen. Die größte Fülle und Breite aber hat der See von Friedrichshafen aus gesehen, bei Konstanz und Bregenz dagegen rücken die Ufer mehr zusammen. Bei 5 Stunden Breite und gegen 900 Fuß Tiefe ist der See im Ganzen 18 Stunden lang und 9 Quadratmeilen groß. Die Ufer find umzäunt mit reichen Obstgärten, Weinhügeln und lieblichen Ortschaften. Dahinter dehnt sich ein präch- tiger Gebirgskranz. Beim Auf- und Untergange zaubert die Sonne über seine Höhen und Tiefen Lichter hin, die kein Pinsel, geschweige eine Feder malen kann. Morgens zittern am Ende des blauen, sanft sich wölbenden Wasserspiegels die Thürme von Konstanz wie frei über dem Wasser schwebend; Mittags breiten die prächtigen Berge und die altersgrauen Häupter mit dem spärlichen Silberhaare den aus Licht und Duft gewebten Mantel über die grünen Gelände; Abends senkt sich der purpurrothe Feuerball vor dem Auge am Bregenzer Ufer mit wunderherrlicher Schönheit in die blinkenden Fluthen. — Wenn aber zu Zeiten der Föhn aus dem oberen Rheinthale hervorsaust und mit seinen westlichen oder nördlichen Vettern mitten über dem See zusam- menstößt und im wüthenden Kampfe brausend und heulend sich in das Wasser einbohrt, dann steigen die Wellen, dann schäumt die fürchter- liche Brandung. Weit über Damm und Brüstung wirst sie bei Frie- drichshafen Woge an Woge herüber, daß selbst die feste Mauer, die den Schloßgarten schützt, erzittert. Es ist Schade, daß der Bodensee mit seinen trefflichen Häfen so wenig von kleinen Fahrzeugen belebt ist; selten begegnet ein Segel dem suchenden Blicke. Die Dampfboote mit ihren großen Schleppschiffen haben gleich gefräßigen Haifischen die kleinen Segel- und Ruderthierchen fast alle aufgefressen. Doch hat es auch seinen Reiz, wenn man in weiter Ferne das schwarze Schiff auf blauem Grunde erblickt, und hinter ihm eine lange Dampfwolke sich kräuselt, oder wenn der frische Morgenwind ein weißes Segel schwellt. — Der See ist äußerst fisch- reich, besonders an schmackhaften Forellen und noch reicher an den großen und kleinen Maränen.
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