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1. Für Oberklassen - S. 325

1870 - Altenburg : Bonde
325 wettergraues, trübes Jagdbild. Aber nun denke man sich diese Män- ner, die mit nichts bewaffnet sind als mit einem rohen, selbstgeschmie- deten Feuerrohr, auf dem Eise, hart an der von der Flutbrandung unterwaschenen Kante. Man denke sich den erstarrenden Ost mit un- gehemmter Gewalt über die Fläche stürzend und tausend seine Eis- splitter umherschleudernd. Man denke sich diese Männer bald von dich- ten Nebeln umwogt, bald vom Wasserschnee umwirbelt, der mit den Salztheilchen des Meerdunstes gemischt sich beizend in die Haut ätzt. Dann — ein einziger Windstoß von der offenen See her, und die ganze Eisfläche ist von Wasser überfluthet — ein zweiter, und weithin prasselt und kracht die trügerische Decke. Wogend hebt sich's vor den Jägern, hinter ihnen, zur Rechten, zur Linken. Mächtige, schwarzgrüne Wellen bäumen sich hervor; in weithin sichtbaren Schwingungen wankt die ganze Fläche. Was vorher ein kaum halbfußbreiter Spalt, wird unter tosendem Donner zum klafterbreiten Strom, was ein ruhiges Wasser war, wird zum brandenden See, dessen messerscharf gekantete Ufer immer weiter von einander weichen. Rings um den bedrängten Schützen, soweit sein Auge späht, ist alles in Schollen zerklüftet — und auf keiner haftet mehr der sichere Fuß. Von Riga's Citadelle donnern dann wohl die Geschütze ihren Warnungsruf hinaus; aber im wüthenden Kampf des Windes, Eises und Wassers versinkt seewärts augenblicklich der Schall, und draußen, entfernt von aller Hülfe, wa- gen die rigaischen Männer den Todessprung von einer Eisinsel zur andern, um den gebrechlichen Kahn zu erreichen, — lautlos, spurlos verschwindet mancher in der plötzlich unter ihm aufgähnenden Fluth. Andere werden vom Sturm in's Meer Hinausgetrieben, und finden sie den Tod nicht in den Wellen, so erliegen sie dem Hunger und der Kälte. In solcher Zeit höchster Gefahr stehen die Zurückgebliebenen am Ufer, unter ihnen im vollen Kirchenschmuck der Pfarrherr. Betend harrt die Gemeinde, doch gleichzeitig für jegliche Hülfsleistung gerüstet. Die Boote sind in's Wasser hinabgelassen, Ruder, Taue, Haken, Messer, Büchsen liegen zur Hand. Und so wie man aus dem Gewirr der sich hebenden und senkenden Eisberge die Barken der Heimwärtsstrebenden erkennt, stoßen die Muthigsten vom Strande, jenen entgegen. Wer dies aber wagt, hat vorher für alle Fälle das Abendmahl genommen, wie es die Jäger nahmen, ehe sie zur Seehundsjagd auszogen. Wer stirbt, nimmt diese Beruhigung mit sich hinab, sowie die andere, daß Weib und Kind von der Gemeinde nicht verlassen werden. 307. Die lange Nacht in Hammerfest. In Hammersest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben, und man möchte sagen: am Polarkreise setzt die Natur dadurch dem ruhelosen Menschengeschlechte einen Markstein seiner Thä- tigkeit. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag er- scheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ord-
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