1870 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
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vorliegenden Augen der feine Sand besonders beschwerlich wird, bücken
die Köpfe. Das Schlimmste, was der Gluthwind anrichtet, ist das
Austrocknen der Wasserschläuche. Weit größere Gefahr bringen die
Sandstürme; heftige Wirbelwinde setzen nämlich nicht selten die Sand-
massen gleich Meereswogen in Bewegung und wirbeln sie als thurm-
hohe Sandsäulen in die Höhe. Man gewahrt in der Wüste häufig
Knochen und Schädel von Menschen und Kameelen neben den Sand-
pfaden, oft auch große Sandhügel, aus welchen hunderte von weißge-
bleichten Gerippen hervorragen, Überreste von Menschen, Pferden und
Kameelen in der Stellung, in welcher sie der Tod bei einem solchen
Sandsturme überraschte. Einige sitzen auf den Gerippen der niederge-
stürzten Pferde, die Turbane noch auf den nackten Schädeln, andere
halten verdorrte Wasserschläuche in den Knochenhänden, hier scheint einer
nach dem Schwerte, dort ein anderer nach dem Boden gegriffen zu
haben, um ihn nach Kühlung aufzuwühlen; manche halten auch die
Arme über die Brust gekreuzt, die Gesichter nach Mekka gewendet, sie
sind betend gestorben. — An den Ruheplätzen, den Oasen, treffen oft
mehrere Karavanen zusammen. Das Völkerrecht der Wüste gebietet
dann, daß die Karavane, welche bereits einige Tage geruht hat, auf-
breche und den Ankömmlingen den Platz räume. Kommen mehrere zu
gleicher Zeit bei einem Brunnen an, so gibt es oft hitzige und selbst
blutige Kämpfe, bis zuletzt das Recht des Stärkern sich geltend macht.
329. Das Kameel.
Das Kameel ist eins der eigenthümlichsten Thiere der Erde.
Häßlich bis zum Erschrecken, würde es doch allein schon den sinnigen
Menschen zum Glauben an Gott nöthigen; es gibt kein Thier, an
welchem die Beziehung des Mittels auf den Zweck mehr in die Augen
fällt. Der Ägypter rechnet es zu den drei Wohlthaten seines ohne Nil,
Palme und Kameel unbewohnbaren Landes, und der Araber nennt es