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1. Leseblüthen! - S. 81

1854 - Hamburg : Herold
81 doch nicht von dem Blei. Dies könnte ohne grossen Verlust für die Menschheit entbehrt werden. Dem so Redenden diene zur Antwort: Das Blei giebt dem Jäger Kugeln und Schrot, dem Buchdrucker aber die Lettern, um Bücher und Zeitungen zu drucken. 'Durch un- sere Schiessgewehre, womit wir aus grosser Ferne verwunden oder todten können, und deren Knall sogleich erschreckt, ist es allein möglich geworden, das Wild in dem Grade zu ver- mindern, dass es dem Ackerbau nicht mehr schadet. Nicht alle Männer brauchen sich jetzt noch mit der Jagd abzugeben, wie ehedem; wenige reichen hin, und wäre nicht Liebhaberei im Spiel, es könnten noch weit wenigere sein. Bären, Luchse, Wölfe sind mit Hülfe der Bleikugel aus Deutschland und aus dem schönsten Theile von Europa vertrieben. Und dass die Europäer die Wilden allenthalben mehr zurückgedrängt und ihnen den Boden zum Ackerbau abgenommen haben, daran ist freilich auch ihr überlegenes Schiessgewehr schuld. Freilich haben auch die eisernen Kanonenkugeln das ihrige gethan. Die Kriege sind durch den Gebrauch der Kugeln nicht blutiger, sondern menschlicher geworden; denn der Soldat, welcher nicht in der Nähe mit seinem Feinde kämpft^ geräth nicht in die Wuth, welche zu Grausamkeit verleitet, und die Klugheit vermag jetzt im Kriege mehr, als die rohe Körperstärke. Doch weit wich- tiger ist das Blei durch die Erfindung des Mainzers Johann Gutenberg geworden. Mit einem geringen Zusatz von S p i es s- glanz, welcher dem allzu weichen Blei etwas mehr Härte giebt, wird das sogenannte Le t't er ngut bereitet, woraus die Lettern, woraus sich die Buchstaben befinden, gegossen werden. Durch dieses Mittel, die einmal in Ordnung gesetzten Buchstaben tausend oder gar viel tausendmal abzudrucken, und zwar mit einer unbegreiflichen Geschwindigkeit, ist es möglich geworden, alles, was ein einzelner Mensch gedacht und niedergeschrieben hat, unzählig Vielen zu lesen zu geben. Nun weiss jeder, der Lesen gelernt hat, aus der Zeitung, was in Russland, in der Türkei und anderen Ländern geschieht; er erfährt, wenn Schiffe ankommen und abgehen, was für neue Waare die Kaufleute erhalten haben, aber auch, wa^ für Spitzbuben entsprungen sind, und wie dieselben aussehen. Was sich aber Alles aus Büchern lernen lässt, das ist gar nicht auszuzählen, denn kein Mensch lernt jemals aus. Bücher giebt es jetzt in allen Häu- sern; ohne Blei und Buchdruckerkunst wären sie aber den meisten Leuten zu theuer, seihst den wohlhabenden. Und ich glaube, nicht der hundertste Theil von den Menschen, welche jetzt lesen und schreiben können, hätte dies gelernt, wenn es keine gedruckten Bücher, also auch keine Abc-Bücher gäbe. * 6
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