1854 -
Hamburg
: Herold
- Autor: Thornton, F. B.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
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angeklagt, die Ruhe der Vesta (der Erdgöttin) gestört zu haben.
Nun vergingen viele Jahrhunderte der Barbarei und des Aberglaubens,
in denen die Wissenschaften unterdrückt und für Zauberei verschrieen
wurden; die Astronomen waren selbst genöthigt, Wahrsagerei *) aus den
Gestirnen zu treiben (wie Tycho de Brahe), um nicht in Armuth
zu sterben wie Keppler. 1513 nach Christi Geburt machte Copernicus
das wahre Weltsystem bekannt, und starb gleichzeitig zu seinem Glück;
denn Galilei, der 90 Jahre später es wagte, schüchtern damit her-
vorzutreten, mußte es im Gefängniß büßen. Erft zu Ende des
17ten Jahrhunderts wurde die Aufklärung allgemeiner, und man
konnte wissenschaftliche Wahrheiten aussprechen, ohne von der In-
quisition verfolgt zu werden.
Die Kalenderbestimmungen unserer Tage beruhen auf ganz sicheren
aber sehr schwierigen Berechnungen, die um so verwickelter sind,
weil alle Weltkörper Anziehungskraft zu einander haben, und sich be-
ständig gegenseitig in ihrem Laufe stören. Die früheren Kalender
konnten nur Angaben enthalten, die aus der Erfahrung über die
regelmäßge Wiederkehr der Erscheinungen am Himmel genommen
waren; die jetzige Wissenschaft berechnet diese Erscheinungen mit
mathematischer Gewißheit auf urdenkliche Zeit im voraus, und die
genaue Kenntniß, die man jetzt von der Größe, der Anziehungskraft
und den Laufbahnen der Weltkörper hat, brachte vor einigen Jahren
den schönen Erfolg zuwege, daß man durch die Störungen in unserm
Planetensystem ausfindig machte, es müsse doch einen unbekannten,
sehr entfernten Stern geben, der hieran Schuld sei; man berechnete
den Ort, wo er sich befinden müsse, und fand ihn durch große Fern-
röhre wirklich aus; es ist der Planet Neptun.
Der Mond ist eine Kugel, die ebenso wie die Erde von der
Sonne beleuchtet wird; wenn die eine Hälfte Licht empfängt, hat die
andere Nacht; wir nennen es Vollmond, wenn er so steht, daß er
uns seine helle Seite zukehrt, und Neumond wenn wir gegen 'seine
Nachtseite ansehen; erstes und letztes Viertel, wenn wir von der Seite
nur die Hälfte der Kugel erleuchtet sehen, während die andre dunkel
ist. Durch gute Fernröhre ist übrigens der nicht erleuchtete Theil
kurz vor und nach Neumond auch sichtbar.
Sonnenfinsternisse entstehen, wenn der Mond auf seiner schrägen
Bahn zwischen Erde und Sonne tritt, und die Sonne ganz oder
zum Theil verdeckt; Mondfinsternisse, wenn die Erde zwischen Sonne
und Mond steht, und ihren Schatten auf diesen wirst.
Wenn man die Umlausszeiten der Erde und des Mondes ver-
gleicht, findet man, daß dieser ziemlich genau 235 mal um die Erde
) Damit ist aber keineswegs die Wahrsagerei gerechtfertigt Sie
rst und bleibt eine Sünde, über welche Gott in Seinem Worte vielfach
einen besondern Fluch verhängt hat-