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1. Der südteutsche Schulfreund - S. 16

1842 - Karlsruhe [u.a.] : Herder
16 er es bald dahin, daß er seinen Mitschülern gleich kam, auch denen, welche bessere Geistesgaben von Gott empfangen hatten, als er. Jedermann liebte ihn, und wünschte dem Vater Glück zu einem solchen Sohne. Moritz aber war leichtsinnig, und achtete nicht auf die guten Lehren, die er in der Schule hörte. Spielen, Reiten, Fischen und dergleichen Vergnügen, waren ihm lieber, als Lernen. Wenn er ermahnt wurde, fleißig zu seyn, so sagte er: ich werde ein Landwirth, und der braucht nicht viel zu wissen; wenn ich lesen, schreiben und rechnen kann, so bin ich geschikt genug, und dazu habe ich noch immer Zeit. So ging ein Jahr nach dem andern hin, und weil er glaubte, immer noch Zeit genug zu haben, so lernte er auch das Lesen, Schreiben und Rechnen nur sehr mittelmäßig. Der Vater hätte es freilich lieber gesehen, wenn sein Sohn fleißiger gewesen wäre; aber zwingen wollte er ihn nicht, und überdieß dachte er ebenfalls, daß sein Sohn in seinem künftigen Stande nicht viel zu wissen brauche, und daß es ihm nicht fehlen könne, wenn er ihm das Gut wohl eingerichtet hinterließe. Aber beide irrten sehr, denn sie dachten nicht daran, daß die Gewöhnung an unnüze Beschäftigung noch weit schlimmere Folgen habe, als die bloße Versäumung der Gelegenheiten, etwas Nüzliches zu lernen. Als Moritz in die Jahre trat, wo er die Schule verlassen mußte, wollte ihn der Vater zur Wirthschaft anführen, und trug ihm also bald diese, bald jene Ge- schäfte auf; aber Moritz ging lieber seinen gewohnten Lustbarkeiten nach. Anstatt auf dem Felde zu seyn, und die Knechte zur Arbeit anzutreiben, ritt er in die Stadt zu seinen Bekannten, spielte, und ließ die Knechte ar- beiten, so viel sie wollten. Der Vater schallt ihn zwar deßwegen hart, aber es half nichts, und er starb, wie man sagt, vor Verdruß über die Liederlichkeit seines Sohnes. Nun war Moritz Herr des Gutes, und konnte ganz nach seinem Willen handeln. Nach dem Sprichwort: jung gewohnt, alt gethan, blieb er auch eben so leichtsinnig, wie er vor-
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