1842 -
Karlsruhe [u.a.]
: Herder
- Autor: Heberling, Joseph Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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von Monselice, von Pavia, von Mailand, nichts übrig
war, als die rauchenden Trümmer, bereitete der bar-
barische Held in seinem Lager am Flusse Menzo der
Stadt Rom seine Rache. Kein Kaiser, keine Legion,
kein Senat, unternahm die Errettung des Vaterlandes
der alten Beherrscher der Welt.
Aber der Papst Leo nahm den Bischofstab in seine
Hand, und wagte sich in das hunnische Lager. Er brachte
rührende Vorstellungen vor den König, und sagte ihm,
Rom, von Gott beschirmt, könne nicht ungestraft einge-
nommen werden; Alarich habe dieses weiland erfahren,
da er diese Eroberung wenige Tage überlebt; auch At-
hanlf sei in der Blüthe seiner Waffen gefallen. Attila
ließ ab: und so wurde Rom durch Leo gerettet.
Eben dieser Papst beschirmte Rom wider die Flammen
Genserichs, Königs der Vandalen, dessen Wuth Car-
thago empfunden. Der ganze Adel und ein großer Theil
des Volks nahm Flucht in das Gebirge, in die Felsen-
höhlen und Wälder. Ganz Campanien, alle Palläste,
die berühmten Gärten und schönen Landhäuser, wurden
durch diese neuen Afrikaner von Grund aus umgekehrt;
verbrannt wurde Nola, die Geburtsstadt des Augustus.
Als nun Schwert und Feuer keine Sache noch Person
schonten, erhielt Leo durch Flehen, daß Nom nicht in
einen Steinhaufen verwandelt würde.
Wenn, ohne einzugehen auf höhere göttliche Gründe,
auch nur obenhin die natürliche Billigkeit entscheidet, so
ist wahrlich der Papst mit Recht Herr von Nom, denn
ohne ihn wäre Rom nicht mehr vorhanden.
Das Christenthum in Deutschland. Vonifacius.
In unserm teutschen Vaterland waren seit dem Jahre
500, die Franken das mächtigste Volk; sie besaßen das
nördliche Frankreich und einen bedeutenden Theil des
westlichen Deutschlands. Um das Jahr 600 war Chlod-
wig, König der Franken, ein großer Eroberer. Er ver-
jagte die lezten Römer aus Frankreich, nahm den West-