1842 -
Karlsruhe [u.a.]
: Herder
- Autor: Heberling, Joseph Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
iöl
mische Reich des Abend- und des Morgenlandes zu
seiner alten Einheit, Macht und Herrlichkeit wieder her-
zustellen; aber ein ehrgeiziger, neidischer, vor dem mäch-
tigen und ordnungsliebenden Teutschen banger Byzan-
tiner, Nicophorus, der Kaiserin Minister, stürzt sie plözlich
vom Thron und schwingt sich selbst hinauf. Orient und
Occident blieben getrennt: doch hören die Feindselig-
keiten auf: denn Nicophorus erkennt Karln als Kaiser
von Rom an, und dieser läßt dafür jenen im Best; von
Calabrien, Sicilien, Dalmatien und Venedig, welche
Landschaften dem Hofe von Konstantinopcl bisher noch
nicht unterthänig geblieben waren. Selbst der Kalife
Harun al Raschid, der Karl der Sarazenen, sendet Ge-
sandte und reiche Geschenke, das köstliche aber, um einen
christlichen Kaiser auf's Höchste zu ehren, — die Ober-
herrlichkeit über Jerusalem und alle heilige Oerter, wo-
hin Karls Frömmigkeit schon früherhin reiche Wohlthaten
gespendet hatte.
Mit welchem Jubel aber der aus Italien heimkeh-
rende Kaiser von seinen Germanen, denen er jetzt einen
neuen Glanz verliehen hat, empfangen wurde, mag, als
Stellvertreter Aller, der alte, treue Alcuin, der früher
in seine ersehnte Einsamkeit nach der Abtei Tours zurük-
geeilt war, uns zeigen: „Wie habe ich," schrieb er an
Karln, „nach den Worten der Ankommenden mich gesehnt,
die immer etwas von meinem Herrn, meinem süßen Kö-
nig melden könnten, wenn er anlangte, wenn er in das
väterliche Haus zurükkäme. — Endlich, endlich, obgleich
spät, erklingt die erwünschte Stimme der Zusammen-
laufenden meinem wartenden, lauschenden Ohr. Nun
wird er kommen! Schon hat er die Alpen überstiegen,
er, dessen Ankunft, o Albin, du mit solcher Glut des
Herzens gewünscht hast. — Einmal über das andere
habe ich mit Zähren der Freude gerufen: „O Herr
Jesu, warum gibst du mir nicht Fittige des Adlers, daß
ich hinfliege und umarme und küsse die Fußstapfen die-
ses meines Geliebtesten, und sehe die leuchtenden Augen
dessen, der über alles, was in dieser Welt geliebt wer-
den kann, mir der Geliebteste ist, daß ich seine erfreu-